Bürgermeister Hans-Wilhelm Bösch ist besorgt: “Für die touristische Entwicklung der Elbinsel ist wichtig, dass wir gute Gastronomie haben.“

Krautsand. "Das Strandhotel Krautsand ist seit dem 25.03.2008 geschlossen." Diesen kurzen Hinweis lesen Besucher der Elbinsel, die von der Hauptstraße in das Sträßchen "Zur Elbaussicht" einbiegen. Die Lage des ehemaligen Strandhotels direkt hinter dem Deich ist eigentlich ideal für eine Ausflugsgaststätte: Vom Restaurant und von der Terrasse aus könnten Gäste den Schiffsverkehr auf der Elbe beobachten. Dennoch tut sich hier gastronomisch seit knapp zwei Jahren nichts.

Ostern 2008 war ein erfolgversprechendes Experiment des DRK-Kreisverbandes Stade zu Ende gegangen: Die Rotkreuzler hatten das Hotel im Januar 2007 eröffnet; unter anderem zwölf Menschen mit Behinderung, die zuvor in den Schwinge-Werkstätten tätig waren, fanden hier Arbeit. Auch das Hotelangebot war speziell: So konnten hier Pflegebedürftige in dafür ausgestatteten Hotelzimmern Urlaub machen. Doch Brandschutzauflagen brachten das Aus für das Projekt. Unter anderem kritisierten die Prüfer mangelhafte Fluchtwege. Eine sechsstellige Euro-Summe hätte investiert werden müssen, um den gesetzlichen Bestimmungen Genüge zu leisten.

Eine Summe, die die Volksbank Kehdingen als Eigentümerin der Immobilie nicht aufbringen wollte. Daraufhin unterbreitete der DRK-Kreisverband der Volksbank noch ein Kaufangebot, doch eine Investorengruppe um Rigo Gooßen, Steuerberater in Stade und Manager des Fußballvereins SV Drochtersen/Assel, bot mehr Geld und erhielt den Zuschlag. Seitdem tut sich hier gastronomisch nichts. Auch eine andere Nutzung des Gebäudes ist derzeit nicht geplant.

Das Rote Kreuz und Mitarbeiter waren nicht die Ersten, die mit der Immobilie am Elbufer unglücklich wurden. Die Geschichte des einst beliebten Ausflugslokals ist eine Geschichte der Rückschläge und des Scheiterns. Seit der Eröffnung 1956 kamen und gingen ständig neue Betreiber. Immer wieder stand das Rotklinker-Gebäude am Deich auch leer.

Erst im April 2004 hatte das Ehepaar Vermeer das Haus übernommen und mit großen Plänen als "Strandhotel" neu eröffnet. Leo Vermeer, Koch aus den Niederlanden, und seine aus Drochtersen stammende Ehefrau Silke wollten hier Einheimische und Urlauber bewirten, regionale und exotische Gerichte servieren. Doch mit seiner zurückhaltenden Art sei er wohl bei den Krautsandern nicht so gut angekommen, räumte Vermeer ein, als er Anfang 2006 vor den Trümmern seiner Existenz stand. Als "letzte Chance" hoffte Vermeer vergeblich darauf, dass ein Investor einsteigen sollte. Schon nach zwei Jahren musste Vermeer wieder schließen. Im Herbst 2006 trat dann das DRK auf den Plan.

Für Hans-Wilhelm Bösch (CDU), den Bürgermeister der Gemeinde Drochtersen, zu der Krautsand gehört, ist die gegenwärtige Situation unerfreulich. Für die touristische Entwicklung der Elbinsel sei es "ganz wichtig, dass wir auf Krautsand gute Gastronomie haben". Er hofft nun, dass das Strandhotel 2010 wieder eröffnet wird. Diese Hoffnung teilt Besitzer Rigo Gooßen nicht. Es gebe nichts Neues und auch keine konkreten Pläne für die Immobilie, so Gooßen.

"Bitter für Krautsand" sei dies, sagt der Drochterser SPD-Ratsherr Dirk Ludewig, der sich seit Jahren um die Entwicklung auf der Elbinsel bemüht. Positiv vermerkt Ludewig das Engagement der Gaststätte "Zum Oberfeuer" am Campingplatz, wo ein neuer Wintergarten angebaut wurde, doch schwierig sei es, Angebote für Gruppenreisende zu entwickeln, da ein Hotel fehlt. "Wenn eine Busgruppe herkommt, dann müssen die Gäste auf mehrere Hotels in Drochtersen verteilt werden." Ludewigs Fazit: "Es ist keine Besserung in Sicht."