Der Lebendrupf-Skandal findet kein Ende.

Winsen. "Morgens fährt der Amts-Tierarzt zum Betrieb Schwerk, nimmt die Plomben von der Rupfmaschine ab und ist die ganze Zeit dabei, wenn die geschlachteten Mastgänse gerupft werden. Bevor er nachmittags fährt, versiegelt er die Maschine wieder", sagt Astrid Krüger, Leiterin des Veterinäramtes des Landkreises Harburg im Winsener Kreishaus. "Das sind harte Auflagen, mit denen wir ein Exempel statuieren wollen, stattdessen greift uns der Tierschutzverein Vier Pfoten an."

In einer Presseerklärung hat "Vier Pfoten" erneut schwere Vorwürfe gegen die Kreisverwaltung erhoben: Der Landkreis suche aktiv nach einer Ausbildung für die Schwerk-Mitarbeiter. Hätten die diese erfolgreich abgeschlossen, könne das Tierhaltungs- und Betreuungsverbot gegen die angeklagten Tierquäler wieder aufgehoben werden. Außerdem wolle die Kreisverwaltung Zahlen schönen: Erst sei es um 260 Kilogramm sichergestellte Daunen gegangen, in einer späteren Erklärung sei nur noch von 32 Kilogramm die Rede.

Die Tierschützer hatten im Sommer, wie berichtet, dem Kreis-Veterinäramt ein Video vorgelegt, bei dem zu sehen war, wie Gänse des Wistedter Mastbetriebes Schwerk in Rupfmaschinen bei lebendigem Leibe gerupft wurden. Eine Praktik, die gegen das Tierschutzgesetz verstößt. "Die neuen Vorwürfe sind ungeheuerlich", betonte Friedrich Goldschmidt, Bereichsleiter Ordnung beim Landkreis Harburg. Die Mitarbeiter des Mastbetriebes, die nicht in dem Skandal verwickelt seien, sollen nach seinen Worten einen Sachkundenachweis erbringen, sprich durch eine Schulung nachweisen, dass sie sich in der Gänsehaltung auskennen, was bei den meisten Mitarbeitern bisher nicht der Fall ist. "Das ist eine präventive Maßnahme. Natürlich gilt dieses Angebot nicht für die auf dem Video identifizierten Tierquäler", so Astrid Krüger, "auch wenn wir in dem Betrieb 260 Kilogramm Daunen gefunden haben, konnten wir nur 132 Kilogramm den illegal gerupften Tieren zuweisen. Also konnten wir auch nur diesen Wert beschlagnahmen."