In dem Seminar der Kirchengemeinde Markus suchen die Teilnehmer gemeinsam einen Weg zu Gott.

Stade. Der Titel klingt merkwürdig und macht zugleich neugierig: "Grundkurs Glauben". Sofort stellt sich die Frage, was die Stader Kirchengemeinde Markus da anbietet? Werden die zehn Gebote wie Vokabeln auswendig gelernt und vom Kursleiter abgefragt? Muss das Glaubensbekenntnis vorgetragen werden?

Weit gefehlt. Im "Grundkurs Glauben" gibt es keinen Frontalunterricht, keine Zensuren und keine Abschlussprüfung. Stattdessen stehen Gespräche im Mittelpunkt.

An zehn Abenden, sowie in einem Tagesworkshop geht es um den christlichen Glauben und dem Umgang damit. Der Heilige Geist, das Gebet und die Bibel sowie Jesus von Nazareth stehen auf dem Programm, so Pastor Christian Berndt, der gemeinsam mit Anja Barth und Uwe Bartholl den Kurs leitet.

Ein Kurs, der jetzt geendet ist, hatte neun Teilnehmer aus mehreren Gemeinden und Konfessionen, die gemeinsam ihren Glauben ergründen oder wiederfinden wollten. Denn der Konfirmations- und Religionsunterricht in der Schule liegt weit zurück. "Der Glaube entwickelt sich weiter. Heute sind die Teilnehmer in anderen Lebenslagen", sagt Berndt. Im Kurs werden religiöse Themen intensiv behandelt. Die Teilnehmer arbeiten daran, den Glauben in Worte zu fassen. Dabei steht aber nicht nur die Ernsthaftigkeit im Vordergrund, versichert Kursleiterin Barth: "Es wird auch viel gelacht." Gemeinsam würden die Teilnehmer einen Weg gehen - "einen Weg hin zum Glauben."

Inge Lemcke ist seit ihrer "Bekehrung" vor fünf Jahren Christin, und das mit Überzeugung. Sie ließ sich in der Elbe taufen und lebt den christlichen Grundgedanken im Alltag. Doch ihre Familie kann ihre Gläubigkeit nicht nachvollziehen, so die 66-Jährige: "Ich wurde kritisiert und musste mich für meinen Glauben rechtfertigen."

Lemcke fühlte sich allein und suchte im "Grundkurs Glauben" Halt. Zunächst dachte sie daran, den Kurs abzubrechen. Doch dann stand der Heilige Geist auf dem Themenplan - und sie war von den Gesprächen überzeugt. Ihre Erwartungen seien schließlich erfüllt worden: "Ich fühle mich gestärkt und getragen." Halt hat auch Kai Mahler dank der Gespräche gefunden. Allerdings hätte sich der der 39-Jährige "mehr Tiefgang" gewünscht. Mahler hat seine Bibel mit einem Register ausgestattet, um einzelne Passage schneller wieder zu finden. "Wir hätten uns mehr mit der Bibel und ihrem Inhalt beschäftigen müssen." Dennoch sei der Kurs auch für ihn ein Gewinn gewesen. Das christliche Handeln versuche er nun in seinem Alltag umzusetzen. Vor allem die Nächstenliebe sei ihm wichtig. "Freunde, Nachbarn oder Fremde sollten nicht nach dem Einkommen beurteilt werden". Noch gelinge ihm der Grundsatz "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst" nicht in allen Situationen, aber er arbeite daran.

Bereits zum dritten Mal hat der Grundkurs Glauben stattgefunden. Ob es einen vierten Kurs geben wird, ist noch offen, so Berndt. Sollte er angeboten werden, dann wird der Kurs einen anderen Namen tragen, sagt Pastor Berndt. Der Titel sorgte für einige Diskussionen unter den Teilnehmern. Ortrud Köhlmann etwa sagt, dass sie mit dem Namen nichts anfangen kann: "Wer nicht schon gläubig ist, wäre bei uns verloren gewesen."

Für Edda Liedhoff zählt nicht der Name des Kurses, sondern der Gewinn daraus. Sie sei Gott näher gekommen. Die 45-Jährge war einige Jahre lang Mitglied in der freien Matthäusgemeinde. Doch dann fühlte sie sich dort nicht mehr wohl, ohne etwa Streit mit Gemeindemitgliedern gehabt zu haben. Sie besuchte sporadisch Gottesdienste, aber Liedhoff, die seit ihrer Kindheit Christin ist, reichte das nicht aus. Im Grundkurs Glauben ist die 45-Jährige Gott wieder näher gekommen.

Ihre Bindung pflegen die Teilnehmer auch über den Kurs hinaus. Sie treffen sich auch nach dem Ende der Treffen alle vier Wochen. Ihre Vertrautheit und Offenheit ist den Teilnehmern anzumerken. Sie gehen tatsächlich gemeinsam einen Weg - und finden dabei auch einen Weg zum Glauben.