Bei Schneidereit in Stade, Hatecke in Freiburg und Brauer in Bützfleth wird derzeit unter Volldampf gearbeitet.

Stade/Freiburg. Der Rumpf ist trocken, das Deck staubig und die Mehrzahl der glänzenden Beschläge liegen in einem Karton neben der Reling. Der zwölf Meter lange Holzsegler steht in einer Halle von Bootsbauer Christian Schneidereit am Schwingedeich in Stade und wartet auf die nächste Saison. Doch bis dahin vergehen noch mehr als drei Monate, in denen das Schiff wieder fit gemacht wird. Viel Arbeit für den Betrieb, denn im Gegensatz zu anderen Branchen haben die Bootsbauer im Winter Hochkonjunktur.

"Es ist wie bei den Autos", erklärt Bootsbauermeister Christian Schneidereit, "auch die Schiffe brauchen einen kompletten Wintercheck." Der reicht von einem neuen Anti-Fouling-Anstrich gegen Pflanzenbewuchs am Rumpf bis zum Ölwechsel für den Motor. Mit dem Senior und drei Lehrlingen ist Schneidereit in diesem Winter vor allem mit Restaurationen beschäftigt. Während Lehrling Timo Baumgartner derzeit Spanten, Bodenwrangen und Schwertkasten in dem Holzschiff auswechselt, kümmert sich der 43-jährige Bootsbauermeister um die komplette Konfektionierung des Mastbaums. Nicht immer werden die Boote im Betrieb gewartet, oft genug fährt Schneidereit auch zu den Schiffen hin um die Arbeiten vor Ort zu erledigen. Die Boote der Werft sind im gesamten norddeutschen Raum verteilt, die meisten aber rund um die Ostfriesischen Inseln.

Mehr als 1200 "Piraten", rund fünf Meter lange Jollen, haben Vater und Sohn seit 1972 gebaut, daneben entstehen auch Jollenkreuzer in GFK-Bauweise und Sonderanfertigungen aus Holz oder Kunststoff in dem Familienbetrieb. Die Kundschaft ist im Gegensatz zu früher wieder jünger und auch aktiver. "Viele Kunden lassen nur ganz spezielle Arbeiten von uns erledigen und machen den Rest in Eigenleistung", so Schneidereit.

Ein ganz anderes Bild bietet sich in der Bootswerft Brauer in Bützfleth. Mehr als 30 Motorjachten zwischen zehn und 20 Metern Länge stehen in den Hallen. Wer so große Yachten fährt, legt nicht mehr selbst Hand an. Einige haben den Wintercheck bereits hinter sich, an anderen wird fleißig gearbeitet. "Aus dem Wasser müssen sie alle", sagt Werft-Geschäftsführer Gerd Oehlers, denn der Schutzanstrich am Rumpf sei nach einer Saison hin. "Dann müssen die Ansammlungen runter". Heute ist eine "Bützfleth 36" dran, ein rund 400 PS-starkes Motorboot mit zwei Dieselmotoren im Heck. Der Bau einer Yacht dieser Größe dauert gut ein Jahr und kostet mindestens 800 000 Euro. Um den Betrieb mit 15 Mitarbeitern über das ganze Jahr hindurch optimal auszulasten, hat sich die Bootswerft mehrere Standbeine geschaffen. "Wir erhalten mittlerweile viele Aufträge aus der Handelsschifffahrt, zum Beispiel über die Wartung von Tenderbooten", so Oehlers, der den Anteil gewerblicher Kunden auf rund 50 Prozent schätzt. Daneben ist die Werft auch im Schwimmbadbau aktiv und fertigt Wasserrutschen an. "Man muss heute breit aufgestellt sein", sagt auch Bootbauer Christian Schneidereit.

Die Bootswerft Hatecke aus Freiburg fährt daher schon seit einiger Zeit doppelgleisig und bietet neben dem Bootsbau auch Tischlereiarbeiten an. "Momentan haben wir auch dank des Neubaus eines Börteboots bis nächsten Winter gut zu tun, aber grundsätzlich ist die Auftragslage sehr schwankend", sagt Rainer Hatecke. Bis Ende April müssen die Bootsbauer ihre Winterarbeiten erledigt haben, dann beginnt die Sommersaison mit dem Wassern der Boote.