Der Landkreis Stade schiebt ein gigantischen Schuldenberg vor sich her: Mit 160 Millionen Euro steht der Kreis in den Miesen. Pro Tag müssen 20 000 Euro für Zinsen gezahlt werden. 2010 müssen 7,4 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen werden.

Stade. Johann Schlichtmann von der Kreiswählergemeinschaft hat nun im Kreisfinanzausschuss einen ungewöhnlichen Vorschlag gemacht: "Das Schloss Agathenburg und das Natureum im Balje muss verkauft werden." Der Landkreis müsse sich von liebgewonnenen Dingen trennen, so Schlichtmann, der auch Oldendorfs Bürgermeister ist. Der Landkreis beteilige sich an zu vielen Projekten, Vereinen und Institutionen: "Der Kreis hat überall seinen Fuß drin. Das muss sich ändern."

Lisa Peters (FDP) kritisierte den Vorschlag: "Der Landkreis muss sich auch was für die Seele leisten." Dennoch will Schlichtmann einen Antrag stellen, um den Verkauf der Objekte zu ermöglichen. Weitaus heftigere Diskussionen lieferten sich SPD und CDU im Ausschuss. Schließlich scheiterten alle SPD-Anträge an der Mehrheit der Gruppe aus CDU, FDP und Kreiswählergemeinschaft. So wird es keine zusätzlichen Mittel für den Krippenplatzausbau sowie für die Schuldnerberatung und die Beratungsstellen "Lichtblick" geben.

SPD-Fraktionschef Egon Ohlrogge kritisierte, dass seine Anträge grundsätzlich abgelehnt werden würden: "Uns wird immer vorgeworfen, dass wir den Untergang des Landkreises einleiten." Zusätzliches Geld dürfe nicht ausgegeben werden. Doch Vorschläge der Gruppe, darunter der Elbe-Radwanderbus oder das Bildungsbüro "Lernen vor Ort", würden umgesetzt. Dafür sei Geld über. Es werde mit zweierlei Maß gemessen, so Ohlrogge. Ulrich Hemke von den Grünen unterstützte die Kritik: "Die Ablehnung der SPD-Anträge sind politische und keine sachlichen Entscheidungen." Weil die Gruppe bei der Abstimmung über die Bedarfsprüfung einer Integrierten Gesamtschule verloren habe, wolle sie nun ihre Macht demonstrieren.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Richard Wilke wies die Vorwürfe zurück: "Die SPD gibt keine Finanzierungsvorschläge." Zuschüsse wie etwa für die Schuldnerbratung sollten nicht erhöht werden, weil ansonsten auch andere Vereine und Institutionen mehr Geld verlangen würde. Das sei angesichts der Haushaltslage nicht möglich.

Obwohl die Gruppe im Finanzausschuss die Mehrheit hat, scheiterte der Haushaltsplan 2010, weil der CDU-Politiker Oliver Grundmann kurz vor der Abstimmung den Sitzungssaal für wenige Minuten verlassen hatte. Landrat Michael Roesberg reagierte dennoch gelassen, da der Kreisausschuss und Kreistags letztendlich den Haushalt verabschieden.