Bilanz: Bahngesellschaft spricht von Erfolg. Doch junge Leute sind dagegen und wollen auf die S-Bahn umsteigen.

Stade. Sonnabend, 21 Uhr, auf dem Stader Bahnhof. Das Partyvolk macht sich auf den Weg nach Hamburg, um dort die Nacht durchzufeiern. Doch an diesem Wochenende ist etwas anders: Die jungen Leute müssen auf das gewohnte "Vorglühen" in den Zügen verzichten. Seit einer Woche gilt in allen Zügen der Uelzener Eisenbahngesellschaft Metronom ein Alkoholverbot.

Bei den Fahrgäste stößt dies auf ein geteiltes Echo: Pierre Fäseke findet die neue Regelung übertrieben. Der 19-Jährige aus Großenwöhrden fährt täglich mit dem Metronom zur Arbeit nach Stade. "Ich habe auf dem Heimweg gerne ein Feierabendbier getrunken. Was ist daran schlimm? Ich störe dabei doch niemanden." Er kritisiert zudem die Strafe, die anfällt, wenn der Zugbegleiter einen Fahrgast mit einer offenen Flasche Bier oder härteren Getränken erwischt. 40 Euro sind dann fällig. "Das ist ganz schön happig."

Noch gibt es eine Schonfrist bis zum 1. Dezember. Derzeit verteilen die Zugbegleiter gelbe Karten an Alkoholsünder, sagt Tatjana Festerling, Pressesprecherin der Eisenbahngesellschaft: "Auf den Karten stehen die neuen Regeln." Bislang hätte es keine Probleme gegeben. Sollte sich das ändern, könne das Zugpersonal bereits jetzt betrunkene oder pöbelnde Fahrgäste vor die Tür setzen. Auf der Strecke zwischen Cuxhaven nach Hamburg erwartet Festerling keine Auseinandersetzungen: "Die Verbindung ist keine Problemstrecke." Lediglich Jugendliche hätten in den vergangenen Monaten für Schwierigkeiten gesorgt.

Patrick Mangelsdorf aus Stade nutzt privat den Metronom. Der 22-Jährige fährt oft mit seinen Freunden nach Hamburg, um dort zu feiern. Auch an diesem Tag ist es wieder soweit. Die obligatorische Bierdose wird mit großen Schlucken zügig geleert, bevor es in den Metronom geht. Er hat eine differenzierte Meinung über die neue Regelung: "Die Züge sind sicherlich sauberer." Dennoch findet er das Verbot zu streng. "Ich werde künftig die S-Bahn nehmen, denn da darf ich ja Alkohol trinken."

Wenig begeistert vom Alkoholverbot ist auch Nina Hamelmann. Die 17-Jährige sagt, sie habe noch keine negativen Erfahrungen mit Betrunkenen in Zügen gemacht. Lediglich Fußballfans würden häufig zuviel Alkohol trinken und einigen Müll hinterlassen. Deren Fehlverhalten bestrafe jetzt alle Fahrgäste, wie etwa Pendler, die gern ein Feierabendbier auf ihrer Heimfahrt trinken. Die Staderin hätte sich eine abgeschwächte Regelung gewünscht: "Das Verbot könnte zum Beispiel erst ab 21 Uhr gelten."

Fußballfans sind auch Hartmut Ecks zufolge der Grund für das Verbot. Sie würden ihre Sitzplätze häufig dreckig hinterlassen. "Ich finde die Regelung gut", sagt der Stader.

Ecks Meinung teilen laut der Pressesprecherin Tatjana Festerling etwa 80 Prozent der Fahrgäste: "Wir haben eine Umfrage gemacht. Die große Mehrheit befürwortet das Verbot." Die Bahngesellschaft setzt mit der Regelung aber nicht nur den Fahrgastwillen um, sondern verfolgt auch eigene Interessen. Denn für die Reinigung und Sicherheit fallen pro Jahr etwa 500 000 Euro an. Ein Großteil der Kosten sei wegen Randale nach übermäßigen Alkoholverbot entstanden. Das soll sich jetzt ändern.