Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Stade blickt angesichts der Planungen der Bundesregierung, die Wehrpflicht auf sechs Monate zu verkürzen und die Zivildienstzeit anzupassen, in eine schwierige Zukunft.

Stade. "Wenn die Dienstzeit der Zivis verkürzt wird, müssen wir unser Angebot verringern", sagt Ulrich Tipke von den DRK-Schwinge-Werkstätten. Das DRK hat in Stade mit Abstand die meisten Zivis: 52 von 202.

Viele Bereiche müssten bei einer verkürzten Dienstzeit reduziert werden: "Dann müssen wir die Sinnfrage stellen: Können wir überhaupt noch Zivis einstellen?" Vor allem bei Mehrfachbehinderten wäre ihr Einsatz nicht mehr möglich. Das unbedingt notwendige Vertrauensverhältnis, das nur über einen langen Zeitraum aufgebaut werden könne, könne nicht mehr entstehen. Zudem gebe es bereits jetzt in den Sommermonaten Schwierigkeiten alle Stellen zu besetzen: "Wir haben schon jetzt Versorgungslücken."

Junge Frauen, die vornehmlich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren, könnten die Zivis nicht ersetzen. "Die Frauen können wir beispielsweise in den Behinderten-Werkstätten nicht einsetzen. Sie können die Aufgaben nicht übernehmen", so Tipke.

Der Bundesbeauftragte für den Zivildienst, Jens Kreute, zeigte sich bei seinem Besuch beim DRK optimistischer. "In Gesprächen hat sich gezeigt, dass viele Zivis freiwillig ihre Dienstzeit verlängern würden, wenn sie nur noch sechs Monate dauern würde." Vor allem Abiturienten seien daran interessiert, um die Zeit zwischen dem Schulabschluss und dem Studium zu überbrücken. Allerdings sind nur 60 Prozent aller Zivis Abiturienten. Somit würde es dennoch einen Mangel geben. Kreute räumte zudem ein, dass sich in einigen Bereichen ihr Einsatz nicht mehr lohnen würde, wie etwa im Rettungsdienst. Die Ausbildungszeit sei im Vergleich zum effektiven Einsatz zu lang.

Zu Diskussionen wird voraussichtlich auch die Finanzierung der Zivis führen, die freiwillig ihren Dienst verlängern. Außerdem würde der vermehrte Einsatz von FSJlern für die Einrichtungen teuer. Sie kosten den Arbeitgebern etwa 50 Prozent mehr als Zivis. "Dann müssen sich alle fragen: Was ist uns die Betreuung zum Beispiel von Behinderten wert?", so Tipke.