Die Betreiberinnen wollen nun nach einer Alternative suchen. Doch der finanzielle Spielraum für eine Lösung ist eng.

Stade. Stader Familien kämpfen für den Erhalt des Geburtshauses. Einen Monat, nachdem die Betreiberinnen der Einrichtung bekannt gegeben haben, dass sie diese aus finanziellen Gründen nicht mehr aufrecht erhalten können, protestieren Eltern gegen diese Pläne. Die private Einrichtung am Carl-Goerdeler-Weg 6 in Stade-Ottenbeck ist für viele Mütter und Väter eine wichtige, für manche sogar die einzige Alternative zur klassischen Krankenhausgeburt.

Die Geburtshaus-Betreiberinnen Dörte Heyn und Regina Lieder-Schönn hatten ihre Entscheidung auch mit gestiegenen Anforderungen der Krankenkassen begründet. So müsse das Geburtshaus beispielsweise an 365 Tagen im Jahr geöffnet sein. "Ich kann nicht verstehen, warum die Krankenkassen so wenig Wert auf dieses Angebot legen. Immerhin ist eine Entbindung im Geburtshaus viel günstiger als im Krankenhaus", sagt Anke Mohr aus Stade.

Die zweifache Mutter hat ihr erstes Kind in Ottenbeck, das zweite ungeplant zu Hause zur Welt gebracht. Sie schwärmt von der "warmen, liebevollen und familiären Atmosphäre" im Geburtshaus und ist sicher: "Sollte die Einrichtung schließen, werden positive Geburtserfahrung künftig zur Mangelware".

Auch Ilka Jochens hat sich im Geburtshaus gut aufgehoben gefühlt - trotz anfänglicher Skepsis. "Mein Arzt hat behauptet, eine außerklinische Geburt sei zu riskant. Ich habe meine Entscheidung aber nicht bereut und meine Geburt als sehr selbstbestimmt empfunden", sagt die Staderin.

Antje Ehlers aus Jork ist verunsichert: "Über Monate wurde Vertrauen zu den Hebammen aufgebaut. Ich habe mich im Geburtshaus fast schon zuhause gefühlt. Eine Hausgeburt wäre nicht das Gleiche." Eine Entbindung im Krankenhaus komme nicht in Frage.

Die Aussagen der Eltern lassen Lieder-Schönn und Heyn nicht unberührt. Für die Gesellschafterinnen steht fest: Über das Geburtshaus in Stade ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. "Vielleicht gibt's in dieser Sache eine Reanimation. Es ist ja schließlich nicht so, dass wir das hier nicht mehr machen wollen", sagt Lieder-Schönn.

Besonders beeindruckt habe sie das Engagement einer Mutter, die alle Krankenkassen angerufen und eine Änderung der Vertragsvereinbarungen sowie Ausnahmeregelungen gefordert habe. "Leider mit wenig Erfolg", fügt sie hinzu. Andere hätten beteuert, dass sie dem Team auch ohne Geburtshaus die Treue halten würden. Der Tenor: "Ihr seid uns als Person wichtig, wir machen mit Euch auch Hausgeburten", erzählt Heyn. "Aber die bieten sich nun mal nicht überall an. Entweder die Räume fehlen oder der Weg zur Frau ist für uns zu weit. Die ideale Version ist und bleibt für uns eine Geburt im Geburtshaus."

Ob und wie die Einrichtung erhalten werden kann, sei allerdings noch völlig unklar. Ohne eine zusätzliche Fachkraft und die finanzielle Beteiligung der Eltern, die schon jetzt 100 Euro für die Rufbereitschaft zahlen müssten, seien ihnen die Hände gebunden. Mut mache, dass sich viele werdende Eltern eine Entbindung im Geburtshaus manches kosten lassen würden. "Ich buche mich wie im Hotel ins Zimmer ein, kriege mein Kind und bezahle anschließend dafür. Das wäre es mir wert - auch, wenn es ungerecht ist. Denn den Frauen, die ihr Kind im Krankenhaus zur Welt bringen, wird die Geburt doch auch voll bezahlt", sagt Ulrike Rosam aus Stade.

Bleibt also noch die Sache mit der Team-Verstärkung. Heyn: "Wir suchen schon seit längerem nach einer Hebamme, die uns unterstützt. Aber wir können leider nicht die Sicherheit einer Klinikanstellung bieten."