Die Stadtbibliothek Buxtehude arbeitet mit den Schulen zusammen, um Kinder an das Lesen heranzuführen.

Buxtehude/Stade. Dieses Bild ist in deutschen Familien selten geworden: Eine Mutter nimmt ihr Kind auf den Schoss und liest ihm aus einem Buch vor. Nach einer Studie der Stiftung Lesen, der "Zeit" und der Deutschen Bahn lesen 42 Prozent der deutschen Eltern ihren Kindern nicht regelmäßig vor. Auch Ulrike Mensching, Leiterin der Stadtbibliothek Buxtehude, hat beobachtet, dass immer mehr Eltern das Vorlesen sparen - obwohl es wichtig für die Sprachentwicklung ist.

Um die Eltern sensibler für das Thema zu machen und die Kinder an das Lesen heranzuführen, macht Buxtehude beim heutigen bundesweiten Vorlesetag mit, der vom der Stiftung Lesen, der "Zeit" und der Deutschen Bahn veranstaltet wird.

Die Idee: Jeder, der Spaß am Vorlesen hat, trägt an diesem Tag etwas vor.

Die Kinder für Bücher zu begeistern, ist ein schwieriges Unterfangen. Der Förderkreis der Stadtbibliothek Buxtehude musste feststellen, dass nicht die Kinder zu ihrer wöchentlichen Vorlesestunde in der Bibliothek strömen, die sie eigentlich erreichen wollen -nämlich die, die nicht lesen. Stattdessen kämen jene Kinde zu den Veranstaltungen, "die eh in der Bibliothek ein und aus gehen", sagt Elke Mügge, Vorsitzende des Förderkreises Buxtehude.

Seit fünf Jahren gibt es die Vorlesestunde. Kindern können einmal pro Woche gedanklich in die beliebten Geschichten von Kinderbuchautoren wie Cornelia Funke und Paul Maar eintauchen. Engagierte Bürger lesen den Kindern freiwillig 45 Minuten lang mit Unterbrechungen vor.

Inzwischen lässt das Interesse an der Veranstaltung jedoch nach. "Üblicherweise kamen zwischen zehn und 15 Kinder, manchmal erscheinen jetzt nur noch weniger als zehn", sagt Mügge. Ob das eine vorübergehende Phase sei oder nicht, kann die Buxtehuderin noch nicht sagen. "Wir werden das aber beobachten."

Um das Interesse zu steigern und auch die Nicht-Leser zu erreichen, plädiert Mügge für eine engere Zusammenarbeit mit den Schulen. "Es ist noch ein weites Feld, das beackert werden muss."

Das hat auch die Buxtehuder Stadtbibliothek erkannt und ackert bereits. Die Einrichtung hat sich das Ziel gesetzt, jedes Jahr 80 Prozent aller Zweitklässler in Buxtehude in der Bibliothek zu begrüßen. "In dem Alter können alle Kinder lesen und haben auch Lust zum Lesen", sagt die Bibliotheksleiterin Mensching.

Selbst die Jungs. Man müsse ihnen nur anderes Lesefutter geben als den Mädchen. Nach Menschings Erfahrungen können sich die jungen weiblichen Leser eher für die Themen Freundschaft und Familie begeistern, während die Jungen eher etwa auf Sachthemen wie Autos oder auch Fußball anspringen.

Den Schulterschluss mit den Schulen sucht die Stadtbibliothek ganz konkret, indem die Zusammenarbeit schriftlich festgehalten wird. Mit der Grundschule Altkloster hat Mensching etwa einen Kooperationsvertrag geschlossen. Ein Ziel des Vertrages ist es, das Lesen von Grundschülern zu fördern. "Die Schulen sind sehr dankbar, dass wir ihnen dabei unter die Arme greifen", sagt die Bibliotheksleiterin. Denn wegen der vielen anderen Aufgaben in den Lehrplänen kämen die Pädagogen gar nicht mehr selbst dazu, einmal etwas aus einem Buch vorzutragen.

Das kann die Förderkreis-Vorsitzende Mügge, die als Lehrerin gearbeitet hatte, nur bestätigen. "Die Schulen haben dafür in ihrem täglichen Kampf keine Zeit." Deshalb sei es an den Eltern, das Wohl ihrer Kinder zu fördern.