Bislang wird der Kunststoff vor allem im Flugzeugbau verwendet. Das soll sich mit Geld aus dem Forschungsministerium ändern.

Stade. Der Stader Verein CFK-Valley buhlt um Zuschüsse in Millionenhöhe. Das Netzwerk mit 89 Mitgliedern ist im Finale des Spitzencluster-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Cluster sind Netzwerke von mehreren Unternehmen.

Der Stader Verein kämpft mit seinem Cluster "CFK in XXL: leicht, sicher, effizient" um einen Zuschuss von 35 Millionen Euro. Ursprünglich waren 70 Millionen Euro angedacht, doch angesichts der Krise und der damit verbundenen Finanzklemme beim Bund wurde der Antrag angepasst, so Andreas Baar, Leiter der Geschäftsstelle des CFK-Valleys in Stade. Weitere 35 Millionen Euro würden vom Verein dazu kommen, um insgesamt 37 Projekte zu fördern.

Mit dem Geld soll die CFK-Forschung vorangetrieben werden. Ziel ist es, den kohlefaserverstärkten Kunststoff, kurz CFK, in weiteren Branchen einzusetzen. Bislang wird CFK vornehmlich im Flugzeugbau und in der Formel 1verwendet. Das soll sich dank der Forschung im neuen Forschungszentrum Nord in Stade ändern. So soll der Kunststoff bei Automobilen, Schienenfahrzeugen und Schiffen sowie in der Windenergie und in der Architektur eingesetzt werden. "Brücken könnten beispielsweise aus CFK gebaut werden", sagt Baar.

Die Eigenschaften des Werkstoffes würden überzeugen: CFK ist extrem stabil sowie bis zu 70 Prozent leichter als Stahl und etwa 30 Prozent leichter als Aluminium. "Leichter heißt auch Energieeinsparung. Das ist für jede Mobilitätsbranche interessant", sagt Axel Herrmann, Mitbegründer des Vereins CFK-Valley. CFK sei die Zukunft dieser Branche, so der Professor.

Allerdings fehlt es bisher an der Serienfertigung, die eine wichtige Voraussetzung für den Einsatz beim Fahrzeugbau ist. "Prozessketten für die automatisierte Produktion müssen entwickelt werden", so Baar. Die Stückkosten für CFK-Teile müssten geringer als die Kosten für Metallbauteile werden. Zudem will der Spitzen-Cluster auch große Bauteile herstellen können sowie weitere Zuliefer- und Entwicklungspartner für Stade gewinnen.

Ein Anziehungspunkt soll zukünftig das Forschungszentrum Nord sein. Es wird für 26,3 Millionen Euro in Stade-Ottenbeck gebaut und soll von Juli kommenden Jahres an Entwicklungsstätte für den industriellen Einsatz des Kunststoffes sein. Das Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), das Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und der Flugzeughersteller EADS werden dann auch in Stade arbeiten. Die Zuschüsse des Cluster-Wettbewerbs sollen die Entwicklungsarbeit in der 25 Meter hohe Halle mit einer Fläche von etwa 11 000 Quadratmetern unterstützen.

Geschäftsstellen-Leiter Baar vom Verein CFK-Valley sieht große Chancen für den Stader Standort: "Sollten wir ausgewählt werden, geht von hier aus ein weiterer, bedeutender Impuls für den Einsatz von CFK aus." Das stärke die Cluster-Partner und den Standort. Schließlich gehöre Stade zu den führenden CFK-Stätten weltweit: "Aber diesen Vorsprung müssen wir ausbauen."

Mit den Millionen-Zuschüssen soll aber nicht nur die Forschung gefördert werden, sondern auch der Stader Studienstandort ausgebaut werden. "Das Studienangebot soll internationaler ausgerichtet und erweitert werden", sagt Baar. Die Bachelor- und Masterstudiengänge am CFK-Campus sollen mit anderen Hochschulen kooperieren. Derzeit gibt es die Ingenieursausbildung mit dem Schwerpunkt CFK nur in Stade. "Andere Standorte sind ebenso an dem Studiengang interessiert", sagt der Geschäftsstellen-Leiter. Daher solle der Stader CFK-Campus expandieren, um die Vorreiterstellung zu behalten.

Insgesamt sind elf Cluster im Wettbewerbsfinale. Fünf Projekte werden mit insgesamt 200 Millionen Euro gefördert. Die international besetzte Jury wird Ende Januar kommenden Jahres ihre Entscheidung fällen. Zuvor wird sie in Stade das CFK-Valley besuchen. Darüber hinaus wird der Verein seinen Spitzen-Cluster Anfang des kommenden Jahres in Berlin vorstellen.