Ratsmitglieder sehen keine Vermengung beruflicher und privater Interessen. Grünen-Abgeordnete hat Restzweifel.

Buxtehude. Der CDU-Politiker und Bauunternehmer Hans-Albert Kusserow hat sein Amt als Vorsitzender des städtischen Bauausschusses nicht für private Zwecke missbraucht. Das ist die Auffassung mehrerer Politiker aus dem Buxtehuder Rat, die zu den Vorwürfen gegen Kusserow Stellung nehmen. Wie das Abendblatt berichtete, hatte sich Kusserow in einer Sitzung des Bauausschusses am 8. September dafür eingesetzt, das Stadtteilzentrum "Stieglitzhaus" mit einer Erdwärme-Pumpe auszurüsten. Den Kostenvoranschlag für die Anlage, der 80 000 bis 140 000 Euro umfasste, hatte die Beratungsfirma CDM Consult vorgelegt, die eine Zeit lang dieselbe Geschäftsadresse wie die Firma "Kusserow, Frenzel und Partner" verwendet hatte, deren Geschäftsführer Hans-Albert Kusserow ist. Nach der Sitzung war daher der Verdacht laut geworden, dass Kusserow möglicherweise sein politisches Amt mit der Tätigkeit als Geschäftsmann vermenge.

Gegen diesen Vorwurf nimmt ihn Bodo Klages, Ratsmitglied der Freien Wählergemeinschaft FWG, in Schutz: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Kusserow korrumpieren lässt." Gleichwohl kritisiert Klages, dass er sich "als Ausschussvorsitzender nicht so weit hätte engagieren sollen." Klemens Kowalski von der Linkspartei hat am Verhalten Kusserows gar nichts auszusetzen: "Ich sehe kein Problem darin, dass die Firma CDM Consult ihr Konzept im Ausschuss vorgestellt hat. Es kommt darauf an, wie die Entscheidungen fallen. Ein Problem wäre erst dann entstanden, wenn das Unternehmen von Herrn Kusserow selbst finanziell profitiert hätte."

Ähnlich argumentiert Robert Kamprad, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion: "Es kommt darauf an, ob Kusserow an dem Unternehmen CDM beteiligt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er sich in so einem Fall für die Firma einsetzen würde."

Sowohl Hans-Albert Kusserow als auch Uwe Glabisch von der CDM, der das Konzept im Ausschuss vorstellte, haben eine geschäftliche Verbindung stets bestritten - trotz der gemeinsamen Geschäftsadresse an der Lüneburger Schanze 9.

Für Hans-Uwe Hansen, Vorsitzender der Buxtehuder SPD-Fraktion, zählt letztlich das Stimmverhalten Kusserows im Bauausschuss. Und das spreche für ihn - schließlich habe sich auch Kusserow am Ende gegen den Kostenvoranschlag der CDM entschieden. Nachdem das Thema am 8. September vertagt worden war, hatte sich der Ausschuss am 6. Oktober einstimmig gegen die Geothermie und für die für die Errichtung einer Photovoltaikanlage auf dem Dach des Stieglitzhauses ausgesprochen. Die Gründe für diese Entscheidung waren laut Michael Nyveld, Bauordnungsleiter der Stadt, rein technischer Natur: "Eine Prüfung des Baugrundes hatte ergeben, dass das Gelände des Stieglitzhauses in einer Wasserschutzzone liegt. Deshalb hätte man an dieser Stelle vermutlich nicht tiefer als 75 Meter bohren dürfen. Für eine effektive geothermische Anlage wären aber rund 100 Meter tiefe Bohrungen erforderlich gewesen." Nyveld betont, dass in jedem Fall noch eine öffentliche Ausschreibung stattgefunden hätte - selbst wenn der Ausschuss für die Geothermie gestimmt hätte.

Trotz der Entscheidung gegen die Studie der CDM hofft die Vorsitzende der Grünen-Fraktion Heike Vollmers, dass sich Kusserow noch einmal zu seinen Verbindungen zu dieser Firma äußert. Denn die Tatsache, dass die CDM eine Weile die Geschäftsadresse von Frenzel, Kusserow und Partner nutzte, ohne dass es eine geschäftliche Verbindung geben soll, findet sie "zumindest merkwürdig". Allerdings betont auch Vollmers: "Man sollte niemanden vorverurteilen, solange die Fakten nicht vorliegen."

Hans-Albert Kusserow selbst wollte sich zu diesem Thema nicht mehr öffentlich äußern.