Im multikulturellen Frauentreff helfen sich Migrantinnen gegenseitig. Gesucht werden deutsche Teilnehmerinnen.

Stade. Deutsch lernen, Freunde finden und Erfahrungen austauschen - das können Frauen beim multikulturellen Treffpunkt in Stade. Jeden Mittwoch treffen sich etwa 20 Frauen aus zwölf Nationen wie der Türkei, dem Irak und dem Kosovo, Polen und Äthiopien. Im Johanniskloster in der Innenstadt geht es jeden Mitwoch zwischen 9.30 und 12 uhr international zu.

Bereits seit mehr als einem Jahr organisiert die gebürtige Iranerin Schole Albers ehrenamtlich den Frauentreff. Seit kurzem ist das Projekt nun offiziell und erhält damit eine Förderung. Die niedersächsische Landeregierung unterstützt den Treffpunkt bis zum Ende des Jahres mit 3000 Euro. Albers bekommt für ihre Arbeit ein Honorar. Mit den Zuschüssen werden unter anderem auch die Ausflüge der Gruppe finanziert. "Wir fahren zum Beispiel ins Überseemuseum und Klimahaus in Bremerhaven", sagt Stades Gleichstellungsbeauftragte Karina Holst. Derzeit wird eine Sonderausstellung über eine Russland-Deutsche gezeigt.

Eine Idee des Treffs ist, das die deutschsprachigen Besucherinnen den Migrantinnen dabei helfen, ihr Deutsch zu verbessern. Allerdings fehle es an deutschen Frauen, so Albers: "Es ist wichtig, dass gebürtige Deutsche dazu kommen, um beim Deutschlernen zu helfen und aus ihrem im Alltag zu berichten."

Dennoch lernen die Frauen bereits jetzt dazu und knüpfen neue Kontakte. Anna Bock aus Polen und Dangoule Kappelmann aus Litauen haben sich etwa für ein privates Treffen verabredet. "Für mich ist es sonst schwer Freunde zu finden, weil ich hier keine Familie habe und ich nicht so gut Deutsch kann", sagt Bock.

Beim Frauentreff habe sie keine Hemmungen, zu reden: "Wir machen alle Fehler und sind alle gleich." Dem stimmt Aygül Kilincer aus der Türkei zu: "Hier traue ich mich, Deutsch zu reden." Das müsse sie auch, weil beim Treffpunkt fast ausschließlich Deutsch gesprochen wird. Albers korrigiert hin und wieder, ohne die Frauen bloß zu stellen. Außerdem freut sich Kilincer, andere Kulturen kennen zu lernen: "Das ist sehr interessant."

Damit mehr Deutsche am Projekt teilnehmen, wird es in den kommenden Wochen Abendveranstaltungen geben. Am Freitag, 20. November, wird bei der Volkshochschule Stade unter dem Motto "Liebe geht durch den Magen" gemeinsam international gekocht. Literaturabende und Filmvorführungen sind ebenso geplant.

Ernste Themen stehen ebenfalls mittwochs auf dem Programm. Derzeit diskutieren die Teilnehmerinnen über die Gleichberechtigung der Frauin ihrem Heimatland. Sie diskutieren, ob die Gleichstellung gesetzlich verankert ist und wie das im Alltag umgesetzt wird. "In Deutschland ist die Situation der Frauen zwar nicht perfekt, aber meistens besser als in den Heimatländern", sagt Meayit Gidey aus Äthiopien. Doch auch die Frage, wie die Stadt Stade die Integration unterstützen könnte, ist immer wieder Thema. In den kommenden Wochen geht es außerdem um Frauen und Gesundheit, sowie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Albers und Holst informieren ebenso über weitere Einrichtungen, wie das Frauen- und Mütterzentrum und die ARGE.

Die beiden haben noch weitere Pläne. Sie wollen drei zusätzliche Frauentreffpunkte in Stader Stadtteilen ins Leben rufen. In Bützfleth soll eine Türkin den Treff organisieren. In Ottenbeck ist ebenfalls eine Frauenrunde angedacht. Auch in Wiepenkathen soll laut Schole Albers ein multikultureller Frauentreffpunkt entstehen. Bisher gebe es in der Ortschaft lediglich einen Sprachkurs, der aus einem ersten Anlauf für einen Frauentreff entstanden ist. Sieben Russland-Deutsche werden derzeit von Albers unterrichtet. Nun soll es mit dem Treff klappen.

Um die Gruppen zu finanzieren, soll nicht nur ein Folgeantrag für den Innenstadt-Treffpunkt bei der Landesregierung gestellt werden, sondern auch Zuschüsse für die drei neuen Projekte im kommenden Jahr beantragt werden.

Weitere Informationen und Anmeldung für den Kochabend und Ausflug nach Bremerhaven sowie Infos zu den geplanten Gruppen unter gibt es unter der Tel. 04141/40 11 03, oder per Email.

Karina.holst@stadt-stade.de