Geld sparen und Mediziner entlasten - statt Arzt kommt die Helferin zur Visite. Stade hofft, zur Modellregion zu werden.

Stade/Buxtehude. Statt studierter Ärzte kommen künftig Arzthelferinnen und Arzthelfer zum Patienten nach Hause. Das könnte bereits in wenigen Jahren zur Realität werden. Im Jahr 2020 fehlen in Niedersachsen etwa 1000 Hausärzte, sagt Detlef Haffke von der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) in Hannover: "Wir steuern auf einen Hausärztemangel zu." Derzeit gibt es landesweit etwa 5300 niedergelassene Hausärzte. Vor allem in den Landkreisen Harburg, Gifhorn, Soltau-Fallingbostel, Oberharz und Emsland seien die Aussichten dramatisch. Im Landkreis Stade sehen die Prognosen zwar weniger drastisch aus, aber auch dort werde es in einigen Jahren einen Ärztemangel geben, sagt Heiko Schmidt, Geschäftsführer der KVN-Bezirksstelle Stade. "Laut den Statistiken müssen wir vor dem Mangel Angst haben."

In ländlichen Gebieten sei es besonders schwer, die bisher gute medizinische Versorgung zu erhalten. "Es gibt auch heute schon in ländlichen Regionen Fälle, bei denen Praxen keine Nachfolger finden", so Schmidt. Die Gefahr der Unterversorgung sei bereits jetzt vorhanden. Das führe wiederum zur Mehrbelastung von anderen Ärzten. Das soll sich künftig ändern. Um die Mediziner zu entlasten, sollen auch Arzthelfer Hausbesuche übernehmen. Das landesweite Projekt "Modell Niedersachsen" (MoNi) sieht vor, dass medizinische Fachangestellte den Hausärzten bei medizinischen und administrativen Tätigkeiten weitaus stärker helfen als bisher. Angedacht ist, dass medizinische Mitarbeiter bei Hausbesuchen etwa Verbände anlegen und wechseln, Blutdruck- und Blutzucker messen sowie Medikamente nach ärztlicher Anweisung verabreichen.

"So können Patienten auch in ländlicher Umgebung wohnortnah zu Hause versorgt werden", sagt Niedersachsens Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann, deren Ministerium das Projekt gemeinsam mit der KVN entwickelt hat. Zudem würden mit "MoNi" Anreize für Mediziner geschaffen, sich in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten ländlichen Gebieten niederzulassen.

In welchem Rahmen die Arzthelfer geschult werden, bevor sie auf Hausbesuche gehen, stehe noch nicht fest, so Schmidt. "Das Personal wird auf jeden Fall qualifiziert." Das sei im Interesse der Hausärzte, weil sie die Behandlung verantworten müssten. Zudem seien die Aufgaben der Helfer eher pflegerisch und würden vom Arzt kontrolliert.

"MoNi" soll im kommenden Jahr in einer Modellregion getestet werden. Wo das genau sein wird, stehe noch nicht fest, so Haffke: "Bis Ende des Jahres wird eine Entscheidung gefällt." Das Projekt werde nicht zwangsläufig in den besonders betroffenen Landkreisen erprobt. Damit hätte auch der Landkreis Stade die Chance, zur Modellregion zu werden. "Wir haben großes Interesse an 'MoNi' und würden gerne die Modellregion sein", sagt der Stader KVN-Geschäftsführer, der vom Projekt überzeugt ist.

Bevor das Modell startet, muss allerdings noch die Finanzierung geklärt werden. Sowohl das niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit als auch die KVN und die Krankenkassen sollen sich die Kosten teilen. "Weil Arzthelfer günstiger als Ärzte sind, werden die Krankenkassen sicherlich ihre Zustimmung geben", sagt Haffke. "MoNi" handele auch im Interesse der Krankenkassen.