Das Haus hat einen Wert von 1.188.000 Euro, aber großen Sanierungsbedarf. Eigentümer hat sich vermutlich nach Wien abgesetzt.

Buxtehude. "Das hat es in Buxtehude noch nicht gegeben", sagt Jürgen Wolfram, Rechtspfleger beim zuständigen Amtsgericht. Am 4. November wird das zwölfstöckige Hochhaus an der Schröderstraße 9 zwangsversteigert - ein Haus mit einem Verkehrswert von rund 1.188.000 Euro, aber auch großen Sanierungsbedarf.

Das Haus wurde im vergangenen Jahr beschlagnahmt. Nach Angaben des Amtsgerichts Buxtehude ist der Eigentümer seitdem unauffindbar. Nach Abendblatt-Informationen hat sich der Eigentümer der Immobilie, der Hamburger Geschäftsmann Andreas Drago Walter Mautner, vor rund einem Jahr nach Wien abgesetzt.

Sollte sich ein Käufer für das Objekt finden, können die Gläubiger des Eigentümers auf Zahlungen hoffen. Und die Mieter wiederum darauf, dass dringenden Reparaturen erledigt werden. Ob sich ein Interessent für das Hochhaus am Rand von Buxtehude finden wird, ist aber fraglich. Das Hochhaus liegt in einem sozialen Brennpunkt. Doch ohne einen zahlungskräftigen und investitionswilligen Eigentümer wird sich an dem Zustand des Hauses nichts ändern.

Den Mietern ist wegen des Zustandes ihrer Wohnhauses schon lange das Lachen vergangen: Die Klingelanlage ist demoliert, sodass die Klingeln in einigen Etagen überhaupt nicht funktionieren. In anderen Etagen läutet es nach dem Druck auf eine einzige Klingel gleich in allen anliegenden Wohnungen. "Wenn es klingelt, gehe ich schon gar nicht mehr an die Tür", sagt Mieterin Monique Zorn.

Die Regulierung von Kalt- und Warmwasser in Bad und Küche ist zudem reine Glücksache. "Mal kommt eiskaltes Wasser, mal kochend heißes Wasser aus dem Duschkopf", so Monique Zorn weiter. Patrick Schröder, der ebenfalls in dem Haus an der Schröderstraße wohnt, vermutet sogar Ameisenbefall in seiner frisch bezogenen Wohnung. Mieter Marcel Deblin ärgert sich vor allem darüber, dass der Fahrstuhl mindestens einmal im Monat kaputt ist. Der Reparaturdienst käme oft erst nach drei Wochen. "Wir können nur hoffen, dass ein guter Mensch das Haus kauft und das alles hier in Ordnung bringt", sagt Patrick Schröder.

Zwangsverwalter Detlef Klör, der sich zurzeit um das Haus kümmert, hat da auch seine Zweifel. "Das ist ein ganz, ganz schwieriges Objekt", sagt er. Zwar seien 90 Prozent der Wohnungen vermietet, aber die Zahlungsmoral der Mieter sei nicht optimal. "Das Geld kommt, aber selten fristgerecht", sagt er. Außerdem müsse der neue Eigentümer einiges an Geld investieren. "Der Sanierungsbedarf ist immens", so Klör weiter. Er als Zwangsverwalter könne nur kleinere Reparaturen erledigen lassen, nicht aber die dringend erforderlichen Sanierungen vornehmen. "Das ist nicht die Aufgabe eines Zwangsverwalters, das kann nur ein Eigentümer leisten." Auch der Hausmeister könne nur Schadensbegrenzung betreiben. "Er ist auf unserer Seite und macht, was er kann", sagt Mieter Joachim Allner. Aber meist müssen sie Mieter die Mängel selbst erledigen, auch wenn deren Beseitigung eigentlich Aufgabe einer regulären Hausverwaltung sei. So sagt Bewohnerin Monique Zorn, sie sei aufgefordert worden, selbst einen neuen Briefkasten im Flur zu montieren. Der Verfall des Hauses schreite seit Jahren voran, sagt Patrick Schröder; schon lange vor der Beschlagnahmung habe der ehemalige Eigentümer das Haus vernachlässigt.

Seit August 2008 ist das Haus in der Zwangsverwaltung. Die ehemalige Hausverwaltung, die HMH Verwaltungsgesellschaft, hat es gegenüber dem Abendblatt abgelehnt, sich über mögliche Versäumnisse bei Instandsetzungsmaßnahmen zu äußern. Zwangsverwalter Klör sagt, die HMH sei auch bei der Übergabe des Objektes an ihn unkooperativ gewesen: "Wichtige Unterlagen wie etwa Mietverträge oder Wohnungsschlüssel wurden mir nicht ausgehändigt."