Der Unternehmer soll geschäftliche und politische Aktivitäten vermengt haben. Er bestreitet dies.

Buxtehude. Wirbel um Hans-Albert Kusserow: Der Buxtehuder Unternehmer, der zugleich Vorsitzender des städtischen Bauausschusses ist, steht im Verdacht, geschäftliche und politische Interessen miteinander verquickt zu haben. Dabei geht es um die Frage, inwiefern der CDU-Politiker Verbindungen zum Ingenieurdienstleister CDM Consult GmbH unterhält. Kusserow bestreitet dies.

Der Christdemokrat hatte sich in einer Sitzung des Bauausschusses im September dafür stark gemacht, einen Auftrag der Stadt Buxtehude an die CDM Consult GmbH zu vergeben. Die Politiker hatten darüber diskutiert, wie das Stadtteilzentrum "Stieglitzhaus" künftig mit Energie versorgt wird. Kusserow hatte im Ausschuss dafür geworben, eine Erdwärmepumpe zu installieren. Das Ingenieurbüro CDM, das gute Chancen hatte, diesen Auftrag zu erhalten, hatte den Politikern während jener Ausschusssitzung vorgetragen, dass das "Stieglitzhaus" mit Erdwärme gut versorgt werden könne.

Das Pikante daran: Die Buxtehuder Niederlassung von CDM hat dieselbe Adresse, dieselbe Telefonnummer und dieselbe Faxnummer wie die Firma "Kusserow, Frenzel und Partner", deren Geschäftsführer Hans-Albert Kusserow ist.

Inzwischen ist Kusserow zurückgerudert: In dieser Woche hat der Bauausschuss einstimmig beschlossen, beim "Stieglitzhaus" auf Erdwärme zu verzichten. Stattdessen soll jetzt eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Hauses installiert werden.

Hans-Albert Kusserow und Uwe Glabisch, Tiefbauberater bei der CDM, bestreiten, dass es zwischen ihren Unternehmen geschäftliche Verknüpfungen gebe. "Ich habe mit CDM nie Geschäfte gemacht", sagt Kusserow. Dass die Firma die gleiche Adresse wie sein Unternehmen führe, erklärt er so: "Die Firma wollte im norddeutschen Raum vertreten sein." Daraufhin habe er CDM angeboten, dass sein Sekretariat die Post und die Anrufe für Glabischs Unternehmen entgegennehmen könne. Kusserow: "Ich wollte nur helfen."

Uwe Glabisch von CDM bestätigt: "Aus marktstrategischen Gründen wollten wir eine Adresse in Norddeutschland führen." Es gebe aber keinerlei vertragliche Verbindung zu "Kusserow, Frenzel und Partner".

Fest steht: Nach eigener Auskunft ist Kusserow vor etwa zwei Jahren mit CDM auf Tuchfühlung gegangen. In der Leipziger Niederlassung von CDM sei er mit Thomas Franke, einem der Geschäftsführer von CDM, zusammengekommen. "Wir wollten CDM für ein Bodengutachten einer Tunnelanlage in Kiew gewinnen", erklärt Kusserow. Aus diesem Geschäft sei dann aber nichts geworden.

Vor etwa einem halben Jahr lernten dann die Mitglieder des Buxtehuder Bauausschusses zum ersten Mal das Unternehmen CDM kennen. Der Ausschussvorsitzende Kusserow hatte angeregt, dass CDM-Mitarbeiter über das Thema Erdwärme referieren sollten. "Ich habe gesagt: Lass' uns mal was über Geothermie hören", sagt Kusserow.

Michael Nyveld, der Bauordnungsleiter der Stadt Buxtehude, sprach sich nach den Referaten von CDM-Mann Glabisch ebenso wie Kusserow dafür aus, die Erdwärmepumpe anzuschaffen, obwohl die Verwaltung ursprünglich noch für eine Photovoltaik-Anlage plädiert hatte.

Die geschätzten Investitionskosten für die Photovoltaik-Anlage lagen bei rund 100 000 Euro. Die Wärmepumpe hätte die Stadt Glabisch zufolge zwischen 80 000 Euro und 150 000 Euro gekostet.

Doch die Fraktionen konnten sich in der Bauausschusssitzung vom 8. September noch nicht zu einer Entscheidung durchringen und vertagten den Beschluss.

In dieser Woche dann die Entscheidung: Die Politiker stimmen einstimmig für die Photovoltaik-Anlage. Einige Tage zuvor hatten die Fraktionen im Buxtehuder Rat beschlossen, maximal 100 000 Euro für das Energiekonzept des "Stieglitzhauses" bereitzustellen. Damit war die Erdwärme vom Tisch.

Heike Vollmers, Fraktionschefin der Grünen im Buxtehuder Rat, wundert sich allerdings noch immer über das für sie überraschende Engagement Kusserows für die Erdwärme. "Schön, dass sich die CDU jetzt so plötzlich für nachhaltige und erneuerbare Energien einsetzt."