Von der spülmaschinenfesten Computer-Tastatur bis zum Tornado im Klassenzimmer: Die Stader Herbstakademie machts möglich. Eine Woche lang feilten 90 Schüler der Klassenstufen fünf bis 13 im Athenaeum, im Vincent-Lübeck-Gymnasium und in der Jobelmannschule an ihren naturwissenschaftlichen Kenntnissen.

Stade. Ein Roboterwettrennen, das um 10 Uhr beginnt, bildet heute den Abschluss des beliebten Ferienprojektes, das zum vierten Mal in Folge durchgeführt wurde.

In den vergangenen Tagen arbeiteten nicht nur Maler und Maurer im zweiten Stockwerk des Athenaeums, das zurzeit erweitert wird. Auch Jungen und Mädchen, die etwas für Technik, (Bio-) Physik und Informatik übrig haben, verbrachten einen Teil ihrer unterrichtsfreien Zeit freiwillig in den Gängen und Klassenzimmern der Schule.

Die Idee zur Herbstakademie entstand schon vor vielen Jahren. "Wir haben seit 1999 eine funktionierende Jugend-forscht-Arbeitsgemeinschaft und es gab den Wunsch, das Angebot zu erweitern", sagt Hans-Otto Carmesin, Physiker und Fachobmann für Mathematik am Athenaeum. Die Kooperation mit den beiden anderen Gymnasien in Stade sei eine logische Schlussfolgerung gewesen. Denn an der Jobelmannsschule gibt es einen Windkanal. Das Vincent-Lübeck-Gymnasium bietet zudem die Möglichkeit zur dreidimensionalen Bilddarstellung.

An Anmeldungen mangelte es auch in diesem Jahr nicht: 120 Schüler bewarben sich auf 90 Stellen. Dabei waren es - ganz klassisch - mehr Jungen als Mädchen. Wer ausgewählt wurde, beschäftigte sich in kleinen Gruppen mit Themen, die nicht oder nur verkürzt auf dem regulären Lehrplan stehen. So stellten die Jugendlichen beispielsweise einen Tornado experimentell nach. Einige Schüler hofften, mit Polyacrylat Bodenzustände zu verbessern, sowie eine neue Methode zum Hochwasserschutz zu entwickeln. Andere tüftelten an einer neuen Taschenlampe, die zwar mit einer Energiesparlampe ausgestattet ist, aber weniger Blaulicht produziert. "Hintergrund ist, dass den neuen Lampen gesundheitsschädigendes Potenzial nachgesagt wird", erklärte Carmesin.

Zu den Teilnehmern gehörte auch der 18-jährige Pascal Stauss. Er arbeitete an einer neuartigen antibakteriellen Tastatur, die einen Spülmaschinenwaschgang problemlos überstehen würde.

Auf dem Schulhof führten Pascal Schimmler und sein Klassenkamerad Matthias Carmesin Versuche mit einem Legoauto durch, das per Raketenantrieb über eine zehn Meter lange Fahrbahn geschossen wurde. Einer der beiden zündete den Antrieb, der andere zeichnete mit einer Videokamera die Fahrt des schwarzen Flitzers auf, der vorher mit unterschiedlichen Gewichten beschwert wurde. Der Sinn der Sache: "Wir wollen herausfinden, wie die Flugbahn einer Rakete aussieht", erklären die 12-jährigen Jungs.

Jonas Bauer und Vivian Swaan nutzten die Herbstakademie, um dem eigens entworfenen Fahrradhelm aus CFK-Kohlefaserstoff den letzten Schliff zu verpassen. Bereits erfolgreich auf der Ideenexpo im Frühjahr vorgestellt, hat der Kopfschutz mittlerweile das Interesse einer Firma geweckt, die den Schülern eine Beteiligung in Aussicht gestellt hat. Der Prototyp ist bereits produziert, die Patenanmeldung in Vorbereitung. Das Besondere an dem Helm: "Handelsübliche Fahrradhelme zerbrechen bei einem regulären Sturz mit 43 Stundenkilometern auf ein hartes Pflaster. Unserer bleibt ganz", erklärt Jonas. Um das herauszufinden, haben Vivian und er Kohlköpfe mit Kopfbedeckung aus dem zweiten Stock aus sieben Metern Höhe fallen lassen. "Die sahen zuletzt ziemlich unappetitlich aus", so der Schüler. Bessere Noten verspricht sich Jonas von der Teilnahme an der Herbstakademie an der Herbstakademie übrigens nicht: "Schön wär's. Aber das ist leider nicht der Fall. Ich finde es einfach toll, dass man hier eigenständig Dinge ausprobieren kann. Das ist spannender als der übliche Unterricht".