Auf 110 Seiten wird eine dunkle Seite der Geschichte im Elbe-Weser-Dreieck beschrieben. Stades Stadtarchivar Jürgen Bohmbach und Gymnasiallehrer Hans-Hinrich Kahrs haben honorarfrei einen neuen Sammelband “Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in der NS-Zeit an der Niederelbe“ herausgegeben.

Stade. "Zwangarbeit und Kriegsgefangene gehörten auch an der Niederelbe zum Alltag", sagt Bohmbach. Weil es aber immer weniger Zeitzeugen gebe, werde das Wissen darüber zunehmend geringer.

Bohmbach beschreibt etwa das Schicksal des polnischen Zwangsarbeiters Jan Rurarz, der von 1940 bis 1959 auf mehreren Höfen in Freiburg arbeiten musste. Außerdem werden die sogenannten fremdvölkischen Kinderheime für Kinder von Zwangarbeiterinnen beschrieben, die verborgene Tötungsstätten waren. Solche Heime gab es im Landkreis Stade in Borstel, Fredenbeck und Balje.

Neben Fachbeiträgen sind auch Texte von Schülern abgedruckt, die die Lebenssituation von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen am Ende des NS-Regimes beschreiben. Die Jugendlichen thematisierten diesen Teil der Geschichte erstmals beim Wissenschaftstag 2007 am Gymnasium Warstade in Hemmoor.

"Bestimmt fragen sich einige, warum wir uns immer noch mit diesem Thema auseinandersetzen", sagt Bohmbach. "Geschichte soll und kann nicht aufgearbeitet werden. Aufarbeiten geht nicht wie bei einem Sofa, das danach wie neu aussieht", so der Stadtarchivar. Die Historie könne nicht glatt oder schier gemacht werden.

Der Band erscheint in der Reihe "Beiträge zur Geschichte und Kultur des Elbe-Weser-Raums) des Landschaftsverbands der ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden. Die 500 Exemplare gibt es für jeweils 9,80 Euro im Buchhandel. Einige Bücher stiftet der Landschaftsverband allerdings an Schulen.