Der ehemalige Fraktions- und Parteichef war wegen seiner Tätigkeit für eine national-konservative Zeitung öffentlich in die Kritik geraten.

Jork. Plötzlicher Neubeginn bei den Christdemokraten in Jork: Am Donnerstagabend trat zunächst der gesamte Vorstand der Partei noch vor Beginn einer Mitgliederversammlung zurück. Anschließend stimmten die Mitglieder bei den Neuwahlen mit 30 zu 5 Stimmen für die neue Vorsitzende Silja Köpcke - und damit gegen den umstrittenen bisherigen Amtsinhaber Hinrich Rohbohm. Dieser trat als Reaktion darauf einen Tag später aus seiner Partei aus.

Hinrich Rohbohm war im Januar diesen Jahres in die Kritik geraten, als herauskam, dass er als Journalist für die national-konservative Zeitung "Junge Freiheit" arbeitet. Daraufhin wurde er bereits im Februar als Vorsitzender der CDU-Ratsfraktion abgewählt. Wochen später forderten die Mitglieder der Jorker CDU von Rohbohm auch noch eine Entschuldigung für seine im März geäußerte Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Rohbohm hatte die Kanzlerin als "FDJ-Sekretärin" bezeichnet, die in der Partei einen Konservativen nach dem anderen eliminiere.

Doch Hinrich Rohbohm blieb stur. Trotz des Drucks seiner Jorker Parteikollegen weigerte er sich, den Parteivorsitz abzugeben sowie seine Kritik an Merkel zurückzunehmen. Die Bundestagsabgeordnete Martina Krogmann und der Kreisvorstand der CDU hatten Rohbohm zu diesem Zeitpunkt bereits öffentlich den Rücken gekehrt. Dennoch beharrte Rohbohm auf seinem Standpunkt. Aus diesem Grund traten im März sechs Vorstandsmitglieder, darunter Silja Köpcke, geschlossen zurück.

Nach der Niederlage bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Donnerstag schickte Rohbohm sein Austrittsschreiben an den CDU-Kreisvorsitzenden Hermann Krusemark. Rohbohm gab als Austrittsgrund an, dass er sich nicht mehr ausreichend in der CDU vertreten fühle. Die Partei habe sich unter der Bundeskanzlerin Angela Merkel zunehmend zu einer sozialdemokratischen Partei entwickelt und damit ihre christlichen und freiheitlichen Werte verloren, so Rohbohm. Seine Abwahl als Fraktionsvorsitzender im Februar und als Parteivorsitzender im Oktober hätten das Fass zum Überlaufen gebracht, so Rohbohm weiter.

Die neue Vorsitzende der Jorker CDU, Silja Köpcke, zeigt sich erleichtert über das Ergebnis der Vorstandswahlen. "Endlich können wir wieder vernünftig arbeiten", sagte sie. Die Stimmung innerhalb der Partei habe sich direkt nach den Neuwahlen deutlich verbessert, so Köpcke weiter. Rohbohms Tätigkeit bei der "Jungen Freiheit" und seine Kritik an Angela Merkel habe die Jorker CDU in den vergangenen Monaten schwer belastet. "Es war wie ein düsterer Schatten, der sich über uns gelegt hatte." Zudem habe die Partei darunter gelitten, dass der Politiker lange über seine Tätigkeit bei der zeitweise vom Verfassungsschutz ins Visier genommenen Zeitung verschwiegen hatte. "Das Vertrauen innerhalb der Partei war zerstört", sagte Köpcke. Dass Rohbohm in der Folge seiner Abwahl auch die Partei verlassen habe, wertet sie nun als sein "Unvermögen mit der politischen Niederlage umzugehen".

Die Jorker CDU will jetzt mit neuer Energie an die Arbeit gehen. "In den vergangenen Monaten sind unter dem Vorsitz von Hinrich Rohbohm viele Sachen liegengeblieben", sagt Köpcke. Es habe kaum Engagement der Jorker CDU im Europa- und Bundestagswahlkampf gegeben. Die Jorker CDU wird sich aber auch künftig mit Rohbohm auseinandersetzen müssen. Der 37-Jährige wird weiterhin als parteiloses Mitglied im Jorker Rat sowie im Kreistag vertreten sein.