Martina Krogmann zählt die Sekunden herunter: “Zehn, neun, acht...“ Gebannt starrt sie auf die Leinwand und knetet leicht ihre Fingerspitzen. Als die Zahlen über die Mattscheibe flackern, bricht es aus der 45-Jährigen heraus.

Stade/Buxtehude. "Juhhuuu", schreit sie, und ballt siegessicher beide Fäuste. "Es reicht, es reicht! Leute, es reicht", ruft sie in den Raum, während die rund 100 Gäste in der "Scheune" in Stade tosenden Beifall klatschen. Soll heißen: Die Koalition aus CDU und FDP steht.

"Ganz ehrlich, wir haben alle gedacht: Na, na, ob das wohl mal gut geht", sagt Rolf Sindt (63), CDU-Chef in Haddorf.

Es ging gut. Aber auch nur, weil die FDP so viele Stimmen eingefahren hatte. Deshalb hat auch Serkan Tören im Café "Schraders" allen Grund zur Freude. Minutenlang klatscht der 36-Jährige in die Hände und strahlt dabei bis über beide Ohren, als die erste Hochrechnung steht. Für Tören sind gleich zwei Wünsche in Erfüllung gegangen: Der Rechtsanwalt kann über die Landesliste in den Bundestag einziehen. Und: Nach elf Jahren in der Opposition wird seine Partei an der Seite des Wunschpartners CDU regieren.

Damit steht der Verlierer fest: die SPD. Mit versteinerten Mienen nehmen rund ein Dutzend Genossen, die sich in der SPD-Zentrale gegenüber vom Kreishaus versammelt haben, die erste Hochrechnung zur Kenntnis.

Die SPD-Landtagsabgeordnete Petra Tiemann findet als erste wieder die Fassung. "Das ist schlimm, schlimmer als jemals erwartet", sagt sie sichtlich mitgenommen. Margrit Wetzel kommt um 8 Uhr zu den Genossen - und das überraschend gut gelaunt. "Es gibt keinen Grund betrübt zu sein", sagt sie. Die Basis habe gut gekämpft und könne stolz auf die Arbeit sein.

Auch im Büro des Grünen-Kreisverbandes bleibt der Jubel aus, trotz des Stimmenzuwachses. "Natürlich ist das Ergebnis unserer Partei gut, aber eine schwarz-gelbe Koalition sind keine schönen Aussichten", sagt der gescheiterte Bundestagskandidat Philip Kossack.

Ganz andere Reaktionen sind bei der Partei "Die Linke" zu beobachten. Kreisvorsitzender Benjamin Koch-Böhnke reißt bei der ersten Hochrechnung die Arme in die Luft und macht sich mit einem Jubelschrei Luft: "Einfach nur toll, sensationell", ruft er. Koch-Böhnke schmeckt nur eines an dem Ergebnis nicht: "Der bittere schwarz-gelbe Beigeschmack." Dann schaut der Kreisvorsitzende der Linken kämpferisch: "Meine Partei wird eine sehr unbequeme Opposition in Berlin", sagt er.