Der ACN soll in diesem Jahr mehr Rennen gefahren haben als erlaubt. Stadtverwaltung und Veranstalter bestreiten dies.

Buxtehude. Die Fronten zwischen dem Automobilclub Niederelbe und der Bürgerinitiative gegen den Estering haben sich verhärtet. Günter Graf, Sprecher der "Bürgerinitiative Pippensen, Eilendorf, Buxtehude Süd, Ottensen und Heimbruch" wirft dem Automobilclub Niederelbe (ACN) vor, gegen Auflagen verstoßen zu haben.

Der Grund: Der Fernsehsender RTL hat Anfang September auf der Rennstrecke Aufnahmen gemacht, um auf die Rennveranstaltung am vergangenen Wochenende hinzuweisen. Daraufhin übte die Bürgerinitiative scharfe Kritik am ACN und auch an der Stadtverwaltung.

Sie hätten sich nicht an eine 1993 geschlossene Vereinbarung und an die Baugenehmigung von 1994 gehalten. Danach sind maximal fünf Veranstaltungen pro Jahr auf dem Estering erlaubt. Der RTL-Dreh sei eine Veranstaltung zuviel gewesen.

Für die Sendung "Kim kommt rum" hatte ACN-Vorsitzender Andreas Steffen einige Runden auf der Rennstrecke gedreht und die Reporterin mit ins Cockpit genommen.

Steffen sagt, die Stadt habe den Dreh zuvor abgenickt. "Wir verstoßen gegen keine Auflagen." Bürgermeister Jürgen Badur bestätigt: "Ich sah keine Veranlassung, den Dreh zu untersagen" Eine Genehmigung sei dafür gar nicht erforderlich gewesen. Bei den Fernsehaufnahmen habe es sich nicht um eine Veranstaltung gehandelt. Deshalb habe es keine rechtlichen Bedenken gegeben, betont Badur.

Die Grünen-Fraktion sieht das anders. "Wenn einmal eine Ausnahme gemacht wurde, können andere dies zum Anlass nehmen und dasselbe wollen", sagt Heike Vollmers, Fraktionsvorsitzender der Buxtehuder Grünen.

"Wir wollen den Leuten nicht den Spaß nehmen", unterstreicht ihr Parteikollege Michael Lemke. "Wir wollen nur, dass die Spielregeln eingehalten werden."

Dazu gehört für ihn auch, dass eine Trinkwassergefährdung hundertprozentig ausgeschlossen wird. Deshalb fordert Lemke, Bodenuntersuchungen vorzunehmen. Ob das geschehen wird, entscheidet der Aufsichtsrat der Stadtwerke im Oktober.

Auch Anwohner Günter Graf geht davon aus, dass es bei den Rallycross-Rennen regelmäßig zu Ölverlusten kommt, die das Trinkwasser gefährden. Das Rohr, in dem das Wasser zum Auffangrückhaltebecken mit einem Ölabscheider fließe, sei mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern zu klein und könne nicht das gesamte Oberflächenwasser aufnehmen. Ölverschmutztes Wasser versickere in den Sandboden und gelange in die Este. Noch dazu parkten die Rennfahrer ihre Autos auf der ungeschützten Wiese. "Kein Mensch kann garantieren, dass es da keinen Ölverlust gibt." Das alles sei umso bedenklicher, da sich der Rennplatz im Trinkwasserschutzgebiet befindet. Graf fordert jetzt, ein geologisches Gutachten einzuholen, das die Qualität des Trinkwassers überprüft.

Damit nicht genug der Kritik: Auch die Beschallung der Rennen übersteige die zulässigen Werte, moniert Graf, der etwa 400 Meter von der Rennstrecke entfernt wohnt. Graf hat selbst gemessen und sagt, die erlaubte Lautstärke an der Grundstücksgrenze des Esterings und im Wohngebiet sei mehrfach nicht eingehalten worden.

Die Vorwürfe seien haltlos, sagen Stadtverwaltung und Stadtwerke. "Die einzige Möglichkeit, dass bei einem Rennen Öl unkontrolliert ausläuft, ist, wenn ein Unfall passiert und dabei eine Ölwanne reißt", sagt Eckhard Dittmer, Betriebsleiter der Stadtwerke. In einem solchen Fall werde das Öl sofort entsorgt. Dafür werde für die Rennen extra ein Mitarbeiter abgestellt. "Das Trinkwasser ist nicht gefährdet", betont Dittmer.

Auch Stadtbaurat Rolf Suttmann versichert, es seien alle Lärmschutzbestimmungen eingehalten worden. Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten bei der Rallycross-Europameisterschaft im August den Lärmpegel gemessen. "Der ACN hält sich an das Bauordnungsrecht. Es werden hier Dinge behauptet, die einfach nicht stimmen", sagt Suttmann.

Der ACN und die Bürgerinitiative haben sich in der Vergangenheit nicht direkt ausgetauscht. Der ACN wirft der Bürgerinitiative vor, Gesprächsangebote ausgeschlagen zu haben.

Der Ausschuss für Stadtplanung und Umweltschutz befasst sich heute, 18.45 Uhr, im Rathaus (Breite Straße 2) erneut mit dem Estering. Bereits um 18 Uhr findet eine Ortsbesichtigung des Esterings statt.