Die weltweit einzigartige Repeller-Anlage überzeugte die Jury. Morgen wird der Titel “Umweltschule in Europa“ verliehen.

Stade. Die Berufsbildende Schule I (BBS) in Stade ist ausgezeichnet. Und das bereits seit 1999. Zum sechsten Mal konnte die Jobelmannschule ihren Titel "Umweltschule in Europa" verteidigen. Das Prädikat wird von der internationalen Stiftung für Umwelterziehung verliehen, die in Deutschland von der Deutschen Gesellschaft für Umweltschutz (DGU) vertreten wird. Morgen bekommt die Jobelmannschule den Titel im Kiekeberg-Museum für die kommenden beiden Jahre verliehen. Aus dem Landkreis Stade werden auch das Gymnasium Athenaeum und die Stader BBS III ausgezeichnet.

Die Schüler der BBS I überzeugten die Jury mit dem Computerprogramm "Speicherprogrammierbare Steuerung", kurz SPS. Es ist ein Rechnerprogramm mit Mikroprozessoren, das auch in der Industrie benutzt wird, erklärt Projektleiter Jürgen Brunßen: "SPS wird für verschiedene Techniken eingesetzt, etwa bei Schranken in Parkhäusern oder bei Automobilherstellern." In der Jobelmannschule wird es vor allem für Umweltprojekte benutzt.

Das Computerprogramm wird in vielen Schulzweigen der BBS I eingesetzt, wie etwa bei der zweijährigen Ausbildung der technischen Assistenten für Informatik. Die Schüler des Fachgymnasiums Technik entwickelten in den vergangenen drei Jahren eine Repeller-Anlage. Das ist ein Windrad, dessen Rotationsblätter senkrecht auf einer Platte stehen. Nicht nur die Platte dreht sich, sondern auch die roten Propeller. Sie würden wie Segel von Windsurfern funktionieren und sich der Windrichtung anpassen, so Brunßen. Ein Windkanal mit einem Ventilator erzeugt Wind und demonstriert die Technik.

Mit dem Repeller könne deutlich mehr Strom erzeugt werden. "Die Anlage mit den senkrechten Propeller ist eine Weltneuheit", sagt der Elektrotechnik- und Physiklehrer. Er will für die Erfindung seiner Gymnasiasten das Patent anmelden. "Das sind aber Zukunftsträume." Zuvor soll ein Prototyp gebaut werden. Erste Kontakte mit Produktionsfirmen aus der Region wurden bereits geknüpft. Das Bremer Airbus-Werk soll etwa das Material aus Kohlenfaserverstärktem Verbundstoff (CFK) liefern.

Neben den technischen Problemen gibt es allerdings weitere Herausforderungen. "Wenn wir die Jugendlichen direkt ansprechen, können wir sie für die Projekte gewinnen. Aber das kostet Überzeugungskraft", sagt Brunßen. Belastend sei zudem, dass die Schüler an der BBS I maximal drei Jahre sind und die Forschungsgruppe häufig wechseln würden.

Aber nicht nur die Erfindungen mit SPS hätten die Jury überzeugt, sagt Lehrer Horst Memelmann: "Das ist das Gesamtkonzept. Unsere Schule macht sehr viel für den Umweltschutz." Der Müll in den Klassenzimmern wird getrennt, eine Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach erzeugt Strom, Glühleuchten wurden von Energiesparlampen ersetzt, 100 Apfelbäume wachsen auf dem Schulhof, eine Solaranlage erwärmt das Wasser. Zudem steht der Klimaschutz immer wieder auf dem Stundenplan. Im grünen Klassenzimmer findet der Unterricht unter freiem Himmel statt. "Wir leben aktiv den Umweltschutz."

Der steht auch beim Austausch mit den beiden Partnerschulen aus Island und Finnland im Vordergrund. Schüler und Lehrer treffen sich in dem EU-Projekt jährlich, um sich über erneuerbare Energien auszutauschen. "Jeder stellt seine Techniken vor, die typisch für sein Land sind", sagt der Physik- und Mathelehrer. Die Jobelmannschule präsentiert Fotovoltaik-Anlagen und Windkraftanlagen.