Die neue Sorte “SalaRico“ ist knackig wie Eisbergsalat, schmeckt aber besser. Die ersten Köpfe sind schon auf dem Markt.

Ohlendorf. Auf einem 15 Hektar großen Feld bei Ohlendorf (Gemeinde Seevetal) wächst der Salat der Zukunft. Deutschlands größter Salatbauer, die Behr AG, baut hier eine Kreuzung aus Eisberg- und Römersalat an. "SalaRico" heißt die neue Sorte, die Namensrechte hat sich der Gemüsegigant aus Ohlendorf gesichert. Er strebt die Exklusivvermarktung in Deutschland an. Das neue ovalförmige Gemüse soll dem Salat endlich das zurückgeben, was ihm abhanden gekommen ist: einen leckeren Geschmack.

Des Deutschen liebster Salat, der Eisbergsalat, ist zweifellos knackig - schmeckt aber nur nach dem Dressing, mit dem er getränkt wird. "Der Geschmack ist für die Züchtung verloren gegangen, viele Salate sind heute nur noch bitter", sagt Carsten Bargmann (48). Grund dafür sei, dass die Züchter sich nur noch auf die Schädlingsresistenz konzentriert hätten. Der promovierte Gartenbauer leitet den Arbeitskreis Innovation der Behr AG. Damit ist er sozusagen der Chefstratege auf der Suche nach dem Gemüse von morgen. Als Geschäftsführer leitet der 48-Jährige die Agrarmanagement GmbH, eine Beraterfirma innerhalb der Behr AG.

Als "süßen Kracher" vermarktet die Behr AG den "SalaRico". Die Edeka-Nord, die Rewe und Restaurants sind Partner dabei. Gewinn spielt er noch nicht ein - die Entwicklungskosten seien derzeit noch höher. Die Züchter arbeiten deshalb daran, den "SalaRico" zu optimieren. Noch ist er zu wenig resistent gegen Schädlinge: Die Hälfte der Ernte "futtern" sie weg. "Gut schmeckenden Salat mögen eben auch die Tiere", sagt Carsten Bargmann. Vier bis fünf Jahre dauert es, schätzt er, bis die Entwicklung abgeschlossen sein wird. Die Behr AG wird demnächst "SalaRico" auf 20 Hektar in Spanien anbauen, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Neuentwicklungen bei Gemüse sind schwer berechenbar: "Da denkt man, jetzt hat man es", sagt Carsten Bargmann, "und dann ist der Himmel vier Wochen bedeckt und der Geschmack ist ganz anders."

Warum muss eigentlich Gemüse neu erfunden werden? "Die Vollsortimenter im Lebensmitteleinzelhandel brauchen Innovation", sagt Carsten Bargmann, "denn mit Gemüse können sie noch Gewinne machen." Seit dieser Saison bringt die Behr AG unter dem Namen "Die heißen Minis" Bio-Gemüse für die Mikrowelle auf den Markt: kleine Portionen, kein Schälen, blitzschnell essfertig - ideal für Single-Haushalte oder Restaurants. Die Behr AG hofft, mit der neuen Produktlinie bei der gehobenen Gastronomie landen zu können.

"Spargoli" ist so ein Gemüse-Snack für die Mikrowelle. Er sieht aus wie eine Mischung aus grünem Spargel und Broccoli - tatsächlich aber hat das Ganze mit Spargel nichts zu tun. Um die längliche Form zu erhalten, wird der Broccoli bereits auf dem Feld mit der Hand geschnitten. "Spargoli" ist so alt, dass es wieder neu ist: "Das ist die Urform von Broccoli, wie sie schon von den Römern gegessen wurde", weiß Bargmann. Zurzeit laufe die Markteinführung: Die Züchtung aus einem chinesischen Kohl und Broccoli würden bei Test-Verköstigungen in Supermärkten sehr gut ankommen. Das mit der Hand geschnittene Bio-Gemüse hat allerdings seinen Preis: 250 Gramm Spargoli kosten 2,49 Euro.

Die Zukunft des Gemüses auf unseren Tellern sieht offenbar bunt aus: Der blaue Kohlrabi, ein Produkt aus Großmuters Zeiten, kommt wieder. "Feldsalat rot und grün, rein biologisch, der schmeckt, ist gesund und sieht schick aus auf dem Teller", sagt Carsten Bargmann. Der Mann für den Gemüsemarkt von morgen spielt auch mit dem Gedanken, den Anbau von Keniaerbsen in Spanien zu erproben. Mit einem Lieblingsgemüse der Deutschen ist der Gartenbauer auch noch nicht zufrieden: "Die richtig gut schmeckende Möhre müssen wir noch finden. Für mich knackt sie eigentlich nur."