Stades Bürgermeister und der Hamburgische Bürgerschaftspräsident unterschreiben einen Friedensvertrag. Beide kommen mit Koggen zum Hansefest.

Stade. Am Freitag um 16.40 Uhr ist es soweit: Nach 750 Jahren wird die offene Fehde zwischen den beiden Hansestädten Hamburg und Stade beigelegt und ein Friedensvertrag unterzeichnet. Grund für den Jahrhunderte langen Streit war das Stapelrecht, das Stade vor 750 Jahren vom Bremer Erzbischof Hildebold bekommen hatte. Damals mussten die Handelschiffe auf ihrem Weg nach Hamburg zunächst drei Wasserzeiten, also eineinhalb Tage lang, ihre Waren in Stade anbieten, das größer und bedeutender war.

Das Stapelrecht war eine Kampfansage an Hamburg, das sich dies Stader Privileg nicht gefallen lassen wollte. "Die Hamburger fälschten einfach das so genannte Hafenprivileg von Kaiser Friedrich Barbarossa, das die Hamburger Kaufleute vom Stader Stapel befreite", sagt Stades Stadtarchäologe Andreas Schäfer. Dieser Streit wurde bisher offiziell nicht beigelegt.

Vor der Vertragsunterzeichnung wird Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof mit der Kogge "Roland von Bremen" in den Stader Stadthafen einlaufen. Wenige Minuten später folgt Berndt Röder, Präsident der Hamburgischen Bürgerschaft, mit der Kogge "Ubena von Bremen". Eigentlich sollte Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust nach Stade kommen und den Frieden besiegeln. Doch der sagte am Montag ab. Von Beust wird stattdessen Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer CDU-Präsidiumssitzung in Hamburg treffen.

Das Friedensabkommen zwischen den beiden Hansestädten ist dennoch nicht gefährdet, so Stades Erster Stadtrat Dirk Kraska: "Wenn die Bundeskanzlerin in Zeiten des Wahlkampfes ruft, dann haben wir dafür Verständnis." Von Beust habe Rieckhof persönlich sein Bedauern ausgesprochen.

Nun muss Röder die Friedensurkunde auf der Bühne am Stadthafen unterzeichen, mit der die beiden Städte geloben "Alle nun schon seit 750 Jahren zwischen unserer Städte bestehenden und immer wieder hervortretenden Misshelligkeiten und Widerwärtigkeiten bis hin zu regelrechten Kriegsverläufen werden beigelegt und für immer abgeschafft". In dem Vertrag heißt es weiter: "Die beiden ruhmreichen Städte sind dazu gewillt, sich jetzt und in Zukunft zu allen Anstrengungen gemeinschaftlich und in tiefem Einvernehmen beständig zu verbinden, Gewerbe, Wohlfahrt und Aufkommen der Lande zu beiden Seiten des Elbstroms zu fördern und zu verbessern."

Der offizielle Akt gibt den Startschuss für das dreitägige Hansefest rund um den historischen Hansehafen und den Stadthafen bis Sonntag, 20. September. Der Handelsbund, das maritime Leben damals und heute sowie das Mittelalter stehen im Mittelpunkt des Festes. Die Geschäfte in der Innenstadt locken am verkaufsoffenen Sonntag zum Shoppen. Dann können die Stader und Gäste besonders günstig und umweltfreundlich in die City kommen. In Hamburg ist autofreier Sonntag und so kann im gesamten HVV-Bereich, also auch in der Fest-Metropole, der öffentliche Nachverkehr kostenfrei genutzt werden.

Auf eine Reise ins Mittelalter geht es beim Schwedenspeicher. Dort können Kinder am offenen Feuer schmieden, Salz sieden, Wolle filzen und mit der Armbrust schießen. Museumsmitarbeiter erklären in historischen Gewändern das mittelalterliche Leben.

Bereits am Freitag werden die Stader Segel in der Innenstadt aufgestellt. Künstler, Schulen und Kindergärten haben die 20 Segel gestaltet, die ein Jahr in der City zu sehen sind. Wolfgang Drusell von der Arbeitsgemeinschaft Stade Aktuell, die die Aktion organisiert hat, hat große Pläne: "Die Segel könnten auf Reise gehen und an unsere Partnerstädte verliehen werden." Oder aber nach Hamburg gehen. Dann würden sie Ole von Beust immer an das verpasste Hansefest erinnern.