Neue Details im Gänserupf-Skandal in Königsmoor bei Wistedt: Nach Informationen der Tierschutzorganisation “Vier Pfoten“, die auch den tierquälerischen Lebendrupf im Wistedter Gänsezuchtbetrieb Schwerk aufgedeckt hat, wurden die Daunen an eine Bettenfedernfirma in Neustadt an der Weinstraße geliefert.

Wistedt. Es gebe Beweise dafür, dass allein in diesem Jahr zwei Lieferungen in einem Umfang von zwei Lastwagenladungen aus Wistedt nach Neustadt geliefert wurden, so die Tierschützer.

Gänsezüchter Schwerk hatte bislang behauptet, bei dem dokumentierten Rupfen habe es sich um einen einmaligen Vorgang aus medizinischen Gründen gehandelt - da die Tiere an einem Befall gelitten hätten. Jetzt packt ein langjähriger Mitarbeiter des Betriebs aus und bestätigt gegenüber der Tierschutzorganisation, dass es beim Rupfen wohl doch eher um Profit ging: "Die Daunen wurden auf einen Lastwagen verladen und nach Neustadt gebracht."

Gegenüber dem ZDF erzählte der Mitarbeiter: "Das Rupfen fand jedes Jahr statt. Jahrelang, solange ich da gearbeitet habe. Das bekam jeder mit, weil die Mitarbeiter dann tagelang mit den Rupfmaschinen auf die Weiden gefahren sind und mit riesigen weißen Säcken zurückgekommen sind." Im ZDF-Magazin "Wiso" berichtet ein Mitarbeiter auch über die Rupfpraxis: "Diese Rupfmaschinen sind echt brutal. Vier Füße, ein Motor, in der Mitte die Scheiben und hinten der Sack mit Saugluft. Die Gänse heulen wie verrückt. Am Ende sind sie blutig, die Haut weggezogen." Die Tierschützer erheben erneut Vorwürfe gegen den Landkreis. Mit dem Veterinäramt hätten die Daunenfirma und der Züchter einen "idealen Partner bei der Vertuschung des Skandals" gehabt, heißt es in einer Pressemitteilung. "Die Amtsveterinärin Dr. Astrid Krüger versucht, durch absichtlich lasche Kontrollen den selbst verschuldeten Skandal bewusst klein zu halten", sagt Marcus Müller von "Vier Pfoten".

Georg Krümpelmann, der Sprecher des Landkreises, nennt diese Vorwürfe "absurd" und "frech". Es scheine so, als sei in diesem Fall mit hoher krimineller Energie gearbeitet worden, so Krümpelmann. "Und wenn Tierschutzverstöße im Verborgenen stattfinden, dann sind natürlich die Möglichkeiten des Veterinäramts, solche Dinge aufzudecken, sehr begrenzt." Es seien immer wieder Kontrollen durchgeführt worden, auch unangemeldete. Aber auch die Tierschützer müssten wissen, dass solch geheim gehaltene Praktiken nicht einfach zu entdecken seien, so Krümpelmann. Die Tierschützer von "Vier Pfoten" hatten den Skandal auf dem Hof des Gänsezüchters Anfang Juli aufgedeckt, indem sie Video- und Fotomaterial veröffentlichten.