Mit Maurerkellen wird die Wallanlage an der Schwedenschanze in Groß Thun südlich von Stade Zentimeter für Zentimeter ausgegraben.

Stade. 20 Studierende der Universität Hamburg, Schülerpraktikanten und Freiwillige knien auf dem feuchten Boden und legen Holzbalken frei. Das Gebälk gehört zum ältesten Hafen und zur ältesten Burg des Mittelalters zwischen Elbe und Rhein. "Auch wenn die Beschreibung gängig ist, ist sie falsch. Denn in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gibt es keine ältere Anlage", sagt Stades Stadtarchivar Andreas Schäfer.

Obwohl bereits bekannt ist, dass die Wallanlage etwa 620 nach Christi entstanden sei, werfen die Funde einige Fragen auf. Unter der Leitung des Archäologen Wolfgang Scherf wurde eine Holzkonstruktion entdeckt. Sie ist wenige Meter von der Schwinge entfernt. "Das ist aber kein Bau zur Uferbefestigung. Wir wissen noch nicht, wozu die Konstruktion gehört", sagt Scherf. Sein Kollege Schäfer vermutet, dass es sich um den Unterbau eines Turms handeln könnte.

"Wir sind noch lange nicht fertig", sagt Schäfer. In den kommenden Jahren müssten weitere Grabungen durchgeführt werden. Mit den Ergebnissen sollen etwa die Bewohner der Anlage näher erforscht werden, die bisher vollkommen unbekannt sind. "Wir haben noch keine Begräbnisstätte gefunden. Ohne die können wir nichts zu den Bewohnern sagen", so der Stadtarchäologe. Er geht davon aus, dass der Friedhof am Rande der Barger Heide Richtung Hagen liegt. Dort soll spätestens im kommenden Jahr gegraben werden. Die damaligen Burgbewohner seien eventuell zum Spiegelberg in die Stader Innenstadt gezogen. "Als die Burg aufgegeben wurde, wurde der Spiegelberg aufgeschüttet und bewohnt."

Schäfer betont die Bedeutung der Grabungen, weil die Funde identitätsstiftend seien: "Fast täglich legen Fleetkähne an der Schwedenschanze an. Die Stader und Touristen begutachten dann ganz interessiert unsere Arbeit." Die Bürger seien stolz auf die Historie ihrer Stadt. Außerdem werde mit der Kooperation zwischen der Stadt Stade und der Universität Hamburg der archäologische Nachwuchs gefördert. "Beim CFK-Valley geht es um die Zukunftstechnologie, bei uns um die Erforschung und den Erhalt unserer Vergangenheit", so Schäfer. Stade sei in beiden Bereichen Ausbildungsstandort.

Bis Freitag kommender Woche werden die Studierenden noch in Stade sein. Danach wird die Weide wieder für Pferde freigegeben - bis die nächste Lehrgruppe von der Uni Hamburg kommt.