Am kommenden Sonnabend wird das Multitalent in der Steinkirchener Kulturdiele mit dem “Nord-Award“ ausgezeichnet.

Neuenkirchen. Der Kaffee ist stark, sehr stark. "Bloß keine Plörre trinken", sagt Peter Held und bestätigt damit den Eindruck, dass dieses Getränk seine Konsumenten länger auf Trab hält. Doch zur tiefschwarzen Brühe gesellt sich ein süßlicher Geschmack. Der stammt von der Prise Zimt, die Held in das Pulver gegeben hat. Das sind wohl die zwei Seiten des Peter Held.

Von 1965 bis 1974 zog noch als Sänger der "Mama Bettys Band" durch die Musikclubs auf der Hamburger Reeperbahn, tourte durch den Norden Deutschlands. Doch nicht nur die Beat-Generation kennt seine Stimme. Auch Kinder versetzt sein Gesang in wahre Freude. Denn der Mann aus Neuenkirchen hat die Einspielmusik von TV-Zeichentrick-Serien wie "Duck Tales" und "Chip und Chap" getextet und gesungen. Weil er zudem der Haus-und-Hof-Dichter der Band "Truck Stop" ist, grölen auch deutsche Country-Rocker regelmäßig seine Texte mit. Dabei hat Held eigentlich bloß als Texter in der Werbebranche gearbeitet.

Zunächst sag es gar nicht so aus, als würde Peter Held in der Welt der Kunst heimisch werden "Wir hatten ein Klavier zu Hause. Mein Vater hat mich ständig gezwungen zu üben." Lange musste der Junge stänkern, bis der Vater entnervt aufgab.

Doch dann kam die Initialzündung: "Ich war 15 Jahre alt, Elvis war auf dem Höhepunkt seiner Karriere, die "Beatles" standen noch am Anfang, und plötzlich bekam auch richtig Lust, Musik zu machen."

Danach ging es Schlag auf Schlag: Schon ein Jahr später, 1962, spielte Held in seiner ersten Band "Le Clochard" mit. Bald erkannten seine Bandkollegen, dass Held (er selbst beschreibt sich als eher mittelmäßig talentiert), zwar ein guter Bassist ist, aber ein viel besserer Sänger wäre. Dann durchlebte er alle Facetten des Musikgeschäftes: Er trat mit einer Tanzkapelle auf den Dorffesten des Nordens auf - des Geldes wegen. Zur selben Zeit schlug er sich mit der "Mama Bettys Band" die eine oder andere Kieznacht um die Ohren. Groupies hätte s durchaus gegeben, sagt er. "Aber ich war für so etwas viel zu schüchtern." Knallhart im Musikgeschäft unterwegs, Beziehungsmensch und Nichtraucher. Das sind die zwei Seiten des Peter Held.

Nach dem Beat kam der Schlager: 1976 erweichte er mit dem Schlager "Rosen ohne Dornen" die Herzen der niederländischen Nachbarn, textete für Karel Gott, Freddy Quinn und "Baccara".

"In dieser Zeit konnte ich es auch richtig krachen lassen", sagt Held. "Ich hatte eine Jacht in Kroatien und einen schicken Cabrio vor der Tür." 1990 hat Held beides gegen ein Einfamilienhaus in Neuenkirchen und einen Kombi eingetauscht. Und er hat geheiratet: Mit Ehefrau Anita hat er zwei Kinder, Sohn Marlon (22) und Tochter Melissa (17). Mit dem Familienleben kam die neue Leidenschaft: Kinderlieder texten und singen. Helds Stimme tönt seitdem nicht nur bei den "Duck Tales" aus dem Fernseher, sondern auch aus den Lautsprechern, wenn ein Hörspiel von "Benjamin Blümchen" oder "Bibi und Tina" eingelegt wurde. "Bei den Freunden meiner Kinder bin ich deswegen Kult", sagt er. Kindermusik mache ihm ohnehin am meisten Spaß.

Die Ideen für seine Texte kommen Peter Held im Schlaf - und reißen ihn oft aus selbigem. "Deswegen habe ich einen Block und einen Kugelschreiber auf dem Nachttisch liegen." Ideen braucht Held im Moment reichlich, denn er arbeitet an vielen Musikprojekten: Da wären das Konzept für ein neues Kinderhörbuch mit Liedern, die Songtexte für "Truck Stop", seine Leidenschaft fürs Dichten, seine neue Band "Fun Formation" und das Musical, das er gerade schreibt. "Das Musical ist fast fertig", sagt er, "ich arbeite an der letzten Szene, die muss der Hammer werden". Wie üblich wird auch diesmal sein langjähriger Kumpel Alfred Biolek das neue Stück als Erster gegenlesen.

Am Sonnabend, 12. September, um 19 Uhr wird Peter Held in der Steinkirchener Kulturdiele (Bürgerei 54) mit dem "Nord-Award" ausgezeichnet. Dieter Peters, Eventmanager bei der Kulturdiele, hat den Musiker und Texter für den Preis vorgeschlagen. "Peter hat in der Musik viel bewegt, sich aber nie in den Vordergrund gedrängt", sagt er, "Das wollen wir würdigen."