Viele Buxtehuder Unternehmen trotzen der Wirtschaftskrise und investieren derzeit kräftig in den Standort.

Buxtehude. Erst die Saatzuchtfirma Pioneer, dann Unilever, jetzt der Prothesenhersteller Implantcast und die Tischlerei Sieg: Vor allem Unilever Deutschland übertrifft die Erwartungen der Buxtehuder Wirtschaftsförderer. Das Unternehmen, das Cremes, Lotions und Duschgel der Marken "Axe", "Dove" und "Rexona" für ganz Europa produziert, gibt in diesem Jahr zehn Millionen Euro für neue Produktionsanlagen aus. Dabei liegt die jüngste Investition gerade mal ein Jahr zurück. Rund sieben Millionen Euro flossen 2008 in ein neues Hochregallager der Firma. Überhaupt ist das 450 Mitarbeiter starke Unternehmen, das in den 70er-Jahren gebaut wurde, massiv gewachsen.

Vor 15 Jahren stellte das Werk noch rund 60 Millionen Dosen und Flaschen pro Jahr her, jetzt sind es 300 Millionen. "Im nächsten Jahr sind es auch nicht viel weniger", sagt Uwe Wölfel, Geschäftsführer der Produktion von Unilever Deutschland. "Natürlich müssen wir unsere Kosten ständig im Auge behalten. Aber unser Ziel ist es, die besten zu sein", sagt Wölfel.

Auch in anderen Branchen verhalten sich die Buxtehuder Firmen antizyklisch und greifen kräftig in die Tasche. Die Tischlerei Sieg etwa hat sich vor kurzem im Gewerbegebiet Apensener Straße ein 2800 Quadratmeter großes Grundstück gesichert. Damit ist jetzt die letzte Lücke im 2,2 Hektar großen Gewerbegebiet geschlossen. Rund 500 000 Euro hat Tischlermeister Matthias Sieg in die Hand genommen, um von Ottensen in das Gewerbegebiet zu ziehen. Sein Vermieter hatte ihm den Vertrag gekündigt und ihn damit quasi zu seinem Glück gezwungen.

Etwa die doppelte Summe (1,2 Millionen Euro) investiert das Saatzuchtunternehmen Pioneer in ein neues Büro- und Konferenzgebäude an der Apensener Straße. Auch der Prothesenhersteller Implantcast setzt auf Expansion und steckt 3,8 Millionen Euro in neue Maschinen und in die Produktionsflächenerweiterung. Für Buxtehudes Wirtschaftsförderin Kerstin Maack sind die frohen Botschaften eine Gelegenheit, ein viel verbreitetes Vorurteil zu widerlegen: In Buxtehudes Wirtschaft tue sich eben doch etwas. Um das auch statistisch zu untermauern, lässt Maack ein Feuerwerk an Zahlen los: Die Arbeitslosenquote betrug hier im vergangenen Jahr 5,7 Prozent, im gesamten Bezirk der Arbeitsagentur Stade hingegen 8,0 Prozent. 2007 habe es zudem mehr Einpendler (9168 Menschen) als Auspendler (8825 Menschen) gegeben. "Man kann hier also nicht nur wunderbar leben, sondern auch wunderbar arbeiten", sagt Maack und schiebt gleich eine weitere Zahl hinterher: 43 Prozent Zuwachs an Arbeitsplätzen von 1990 bis 2007. Zum Vergleich: Im Landkreis Stade ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten nach Angaben des niedersächsischen Landesamtes für Statistik lediglich um zwölf Prozent gestiegen. In der Stadt Stade ist die Zahl der Arbeitnehmer in dieser Zeit sogar um drei Prozent zurückgegangen.

Weitere Gewerbeansiedlungen hätten sich bereits angekündigt, sagt Maack. Im Gebiet "Alter Postweg" plane ein Unternehmen aus dem Anlagenbau, sich auf 8 500 Quadratmetern niederzulassen. Und für das 4,4 Hektar große Gewerbegebiet in Hedendorf gebe es ebenso Anfragen. Die vielfach geäußerte Kritik, dass die Mühlen in Buxtehude für Gewerbeansiedlungen zu langsam malten, weist Maack entschieden zurück. Die Zeiten hätten sich in der Ansiedlungspolitik nun einmal geändert. In den 70er-Jahren habe es noch die großen Industrieansiedlungen gegeben.

"Jetzt wird das Geschäft vor der Haustür gemacht." 60 Prozent der Unternehmen, die sich neu niederließen, kämen aus der Nachbarschaft. Die Wirtschaftsförderung setzt vielmehr darauf, die Branchen Luftfahrt, Medizintechnik, Fahrzeug- und Maschinenbau weiter auszubauen. Der große Branchenmix sei die Stärke der Stadt, unterstreicht Maack: "Wenn eines der Unternehmen Husten bekommt, hat nicht gleich der gesamte Standort Lungenentzündung."