Die Bauern erwarten gute Erträge, aber sinkende Preise. Ein Kilo Äpfel wird auf dem Markt etwa 1,50 Euro kosten.

Jork. In diesem Jahr ist im Alten Land nicht nur gut Kirschen, sondern auch gut Äpfel essen. Denn nach einer überdurchschnittlichen Kirschenernte freuen sich die Obstbauern an der Unterelbe auf eine gute Apfelernte. "Wir rechnen in der Unterelberegion mit etwa 316 000 Tonnen Äpfeln der Hauptsorten wie Jonagold, Elstar und Gala", sagt Jörg Hilbers, stellvertretender Leiter des Obstbauversuchsringes in Jork. Der durchschnittliche Ertrag liege bei knapp 300 000 Tonnen. Bereits in den vergangenen Wochen wurden rund 35 000 Tonnen der Frühäpfel gepflückt. Diese Früchte sind allerdings nicht lange haltbar.

Die ersten Erntehelfer sind seit gestern für die Haupternte unterwegs. Los geht es mit dem Holsteiner Cox, der feinsäuerlich-würzig schmeckt. Danach folgt der saftige rot-gelbe Elstar. "Die Äpfel haben eine satte, rote Deckfarbe", so der Obstexperte.

Die etwa 850 Obstbauer in der Unterelberegion seien aber nicht nur mit der Optik, sondern auch mit dem Zuckergehalt ihrer Früchte zufrieden: "Wegen der vielen Sonnenstunden ist der Zuckergehalt hoch."

Das Wetter war den Bauern in diesem Jahr insgesamt wohlgesonnen. Der warme und trockene Frühling sorgte für eine frühe, gute und zügige Blüte, so dass die Äpfel rechtzeitig wachsen konnten. "Die Blüte war hervorragend." Der Sommer habe einen guten Mix aus Regen und Sonne gebracht, sagt Hilbers: "Niederschlag und Sonnenstunden haben sich abgewechselt." Der Start der Ernte liege zeitlich im Durchschnitt..

Obstbauer Gerd Beckmann aus Hollern-Twielenfleth beginnt in der kommenden Woche mit der Ernte seiner Elstar-Äpfel. Auf seinen 45 Hektar Land baut er auf 28 Hektar Äpfel und zwei Hektar Birnen an. "Dieses Jahr ergibt das rund 1200 Tonnen Birnen und Äpfel. Das ist eine bessere Ernte", so Beckmann. Im Gegensatz zu den Erträgen ist er mit den Preise nicht zufrieden: "Die sind nicht gut." Ein Kilogramm Holsteiner Cox kostet derzeit auf den Wochenmärkten und in den zahlreichen Hofläden im Alten land zwischen 1,20 und 1,60 Euro.

Frank Döscher, Geschäftsführer der Elbe-Obst-Vertriebsgesellschaft, bestätigt die niedrigen Preise: "2007 war ein Premiumjahr mit hervorragenden Preisen. 2008 sind sie dann gesunken, waren aber dennoch gut. In diesem Jahr sinken sie noch mehr." Schuld seien unter anderem schwankenden Preise auf dem Lebensmittelmarkt. Außerdem gebe es derzeit ein Überangebot an Äpfeln: "Es gibt noch Obst aus dem vergangenem Jahr." Auf dem Markt seien etwa Äpfel aus den Beneluxländern und Italien. Döscher hofft, dass die ausgezeichnete Qualität und Frische der Altländer Äpfel die Verbraucher überzeugen werden: "Unsere 200 000 Tonnen Äpfel, die wir vertreiben, sind frisch und saftig, und nicht schon sechs Monate alt und um den halben Globus gefahren."

Bis Ende Oktober wird das Obst gepflückt. Pro Baum sind bis zu drei Durchgänge nötig. "Wir gehen immer wieder an die Bäume und nehmen nur die großen, roten Äpfel", sagt Erzeuger Beckmann. Zwischen zwei Erntedurchgängen liegen acht Tage. Als letztes sind die Spätsorten an der Reihe, darunter Braeburn. "Braeburn hat einen Anteil von acht Prozent", sagt Hilbers vom Obstbauversuchsring. Der Zeitplan müsse bei der Ernte eingehalten werden, weil die Äpfel nicht überreif sein dürften: "Die Bauern dürfen nicht hinter der Reife her pflücken."