Die 140 Exponate stammen alle aus dem Familienbesitz. Die meisten davon werden erstmals öffentlich gezeigt.

Stade. Der Countdown läuft, noch elf Tage. Nach der Jörg-Immendorf-Ausstellung, die Anfang des Jahres rund 3000 Besucher in das Kunsthaus Stade gelockt hatte, kommen nun die Bilder eines weiteren Schwergewichts der deutschen Kunstgeschichte in die Hansestadt. Am Sonnabend. 5. September, startet die Ausstellung "August Macke - ganz privat" im Kunsthaus Stade (Wasser West).

Bis zum 20. Dezember können Besucher 140 Exponate des Expressionisten sehen. Das Besondere an der Ausstellung: Alle Werke stammen aus dem Privatbesitz der Nachkommen Mackes und sind meist zum ersten Mal überhaupt öffentlich zu sehen. Privat sind auch viele der Motive: So hat Macke auf einigen Bildern seine Frau Elisabeth und seinen Sohn Walter porträtiert. Angereichert wird die Ausstellung mit Zitaten und Fotografien des Künstlers, sodass Macke-Liebhaber und Kunstneulinge sich zudem über den Expressionisten und sein Leben informieren können. Spannend wird auch der Begleitband zu der Ausstellung: Neben einer Biografie und kunsthistorischen Essays sind auch persönliche Artikel der Macke-Enkel enthalten.

"Das wird ein Riesen-Event", sagt Andreas Schäfer, Fachbereichsleiter für Bildung, Kultur und Stadtarchäologie der Stadt Stade. Schäfer hat das Projekt in die Wege geleitet und freut sich riesig auf die Ausstellung. Diese, da ist sich Schäfer sicher, wird viele Kunstfreunde nach Stade locken.

2006 hatte Schäfer auf einer Kunstausstellung in Stade einen kunstinteressierten Mann kennengelernt. Seitdem liefen sich die beiden immer wieder über den Weg. Nach einigen angeregten Gesprächen habe ihm der Mann anvertraut, mit der Enkelin von August Macke verheiratet zu sein. "Da habe ich ihn gefragt, ob wir nicht eine Ausstellung mit den Bildern aus dem Privatbesitz der Macke-Erben in Stade organisieren können", erzählt Schäfer. Seine Kunstbekanntschaft habe die Idee nicht schlecht gefunden und seine Verwandten gefragt. Nach einiger Überzeugungsarbeitsarbeit und Verhandlungen über die Details der Ausstellung willigten die Macke-Nachkommen schließlich ein.

Brigitte Garde vom Kunsthaus ist deswegen genauso begeistert wie aufgeregt: "Der Kunstwert der Ausstellung ist phänomenal. Macke ist der Pionier der Moderne, und das Kunsthaus darf als erstes Museum viele dieser Bilder zum zeigen." Um dem Ereignis gerecht zu werden, würde deswegen das Museum am Wasser West auch noch einmal richtig aufpoliert werden. So sei das Haus gerade gestrichen worden - extra für die Ausstellung. Das Hängekonzept sei bereits von der Kuratorin Ina Ewers-Schultz erarbeitet worden. "Es wird eine chronologisch aufgebaute Ausstellung", verrät Brigitte Garde. Vom Erdgeschoss bis zur dritten Etage können die Besucher das kurze, aber künstlerisch produktive Leben August Mackes durchlaufen. "Da das Kunsthaus einmal ein Wohnhaus war, wird das Private der Ausstellung hier untermalt", sagt Brigitte Garde. Garde freut sich aber noch aus einem anderen Grund über die Macke-Ausstellung: "Nach Jörg Immendorf haben wir in diesem Jahr den zweiten großen Künstler gewinnen können - Tendenz steigend."

Die Ausstellung "August Macke - ganz privat" wird noch bis zum 20. Dezember in Stade zu sehen sein. Danach gehen Teile der Wanderausstellung, die in Stade eröffnet wird, nach Freiburg im Breisgau und danach ins Macke-Haus nach Bonn. Viele der Bilder aber, die die Stader sehen durften, werden wieder an die Wände der Macke-Erben gehängt - ganz privat.

August Macke gilt als einer der größten expressionistischen Maler Deutschlands. Bereits mit 17 Jahren verlässt er die Schule, um auf Empfehlung des Bonner Kunsthistorikers Professor Paul Clemen auf die Düsseldorfer Kunstakademie zu wechseln. 1911 trat er der Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" bei, zu dem namhafte Kollegen wie Wassily Kandinsky und Franz Marc gehörten. Mit 27 Jahren - im August 1914 - zieht Macke als Soldat in den ersten Weltkrieg. Er stirbt am 26. September auf dem Schlachtfeld.