Lebenslänglich - das forderten Staatsanwaltschaft und Nebenkläger im Mordfall Timmi L. gestern vor dem Stader Landgericht. Sie sahen bei ihren Plädoyers zum Buxtehuder Discomord-Prozess keinen Aspekt als erfüllt an, der für den des Mordes beschuldigten 27-jährigen Hamelwördeners eine Strafmilderung rechtfertigen würde.

Stade. Sollte das Gericht im Sinne der Staatsanwaltschaft entscheiden, würde der Angeklagte zunächst eine zweijährige Therapie absolvieren und anschließend für mindestens zwölf Jahre und drei Monate ins Gefängnis müssen. Die Therapie sei nach Ansicht der Staatsanwaltschaft notwendig, da sonst weitere Taten, auch Mord, drohen könnten. Die bereits abgesessene Untersuchungshaft von neun Monaten würde Timmi L. angerechnet.

"Der Angeklagte wusste sehr genau, was er tat", so Staatsanwalt Volker Luer. Dass der arbeitslose Timmi L., wie er selbst behauptete, einen Filmriss gehabt habe, als er den Mord an der 21-jährigen Studentin Kristin K. beging, nahm ihm Nebenkläger Lars Zimmermann nicht ab. "Die Aussagen, die er gegenüber der Polizei machte, sprechen dagegen." Eine narzisstische Persönlichkeitsstörung wollte die Staatsanwaltschaft nicht als strafmildernd gelten lassen, ebenso wenig eine "erheblich verminderte Steuerungsfähigkeit aufgrund von Alkoholkonsum". Die vielen koordinierten Aktionen, die letztlich zum Tod der Studentin führten, sprächen eindeutig dafür, dass der Angeklagte vorsätzlich und mit extremer Brutalität gehandelt habe. Timmi L. habe nach Ansicht der Staatsanwaltschaft einen "klassischen Verdeckungsmord" vollzogen um seine Straftat - eine Vergewaltigung des Opfers - zu verdecken.

Uneins waren sich Staatsanwaltschaft und Nebenkläger über den Hergang der Tat. Während die Staatsanwaltschaft davon ausgeht, dass das Opfer zunächst mit dem Angeklagten intim werden wollte und die Initiative ergriffen habe, in deren Folge es später, als Timmi L. besondere Sexpraktiken verlangte, zu einer Vergewaltigung mit Todesfolge gekommen sei, geht die Nebenklage von einer vollständigen Vergewaltigung aus. "Ich schließe aus, dass Kristin Sex wollte, dass von ihr die Initiative ausging", sagte Zimmermann.

Am 16. November 2008 hatte der mutmaßliche Mörder Timmi L. die Studentin in der Nacht nahe der Diskothek "Garage" vergewaltigt, ihr schwerste körperliche Verletzungen zugefügt und sie anschließend erdrosselt. Das Urteil wird voraussichtlich im September fallen.