Diplom-Sozialpädagogin Nicole Holz hat Angst, dass sie bald ohne Job dasteht. Das Programm, mit dem Fachleute wie sie bezahlt werden, läuft 2010 aus.

Stade/Apensen. Nicole Holz weiß nicht, ob es weitergeht. Die Diplom-Sozialpädagogin hat Angst, dass sie demnächst ohne Job dasteht. Ihre Arbeit - die Jugendlichen am Schulzentrum Apensen auf den Berufseinstieg vorbereiten, sie vor Mobbing zu schützen und Konflikte mit Lehrern zu entschärfen - ist wichtig, vor allem für die Jugendlichen. Daran zweifelt niemand. Schon gar nicht Günter Bruns, Leiter des Schulzentrums Apensen.

Und doch ist ihre Tätigkeit an der Apensener Schule ein Job auf Zeit. Ihr Arbeitsvertrag ist befristet auf zwei Jahre. Die zweifache Mutter legt demnächst für ein Jahr eine Babypause ein. Im Dezember 2010 will sie zurückkehren. Aber kurz darauf läuft ihr Vertrag aus. "Wenn es blöd läuft, habe ich zehn Tage Zeit, meine Sachen zu packen", sagt die 35-Jährige.

Holz wird seit 2007 am Schulzentrum Apensen im Zuge des so genannten Hauptschulprofilierungsprogramms vom niedersächsischen Kultusministerium halbtags beschäftigt. Neben ihr gibt es weitere 14 Kollegen, die zur "Profilierung der Hauptschule" an den Schulen im Landkreis arbeiten. Doch das Programm läuft 2010 aus.

Von einem Aus für die Sozialarbeiter an den Hauptschulen will offiziell noch niemand sprechen. Eine Verlängerung sei beabsichtigt, sagt Andreas Krischat, Sprecher des niedersächsischen Kultusministeriums. Der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Dammann-Tamke betont: "Das Programm selbst ist überhaupt nicht gefährdet." Allerdings sei immer noch nicht geklärt, ob die Sozialarbeiter künftig beim Land oder bei den Kommunen angestellt werden sollen.

Zurzeit ist es so: Das Land zahlt das Geld, die Kommune ist der Arbeitgeber. Land und Städte beziehungsweise Gemeinden spielten eine Art Pingpong-Spiel, wer künftig die Verantwortung tragen solle, meint Dammann-Tamke. Das sei auch der Grund dafür, dass die Verträge zeitlich befristet sind. Für die Sozialarbeiter macht das allerdings jede Lebensplanung überflüssig.

Dammann-Tamke will dem Pingpong-Spiel jetzt ein Ende bereiten. Er hat sich dafür eingesetzt, dass die Sozialarbeiter in Hannover mit ihrem Anliegen vorstellig werden. "Die Sozialpädagogen leisten hervorragende Arbeit", sagt Dammann-Tamke. "Es kann nicht sein, dass immer aufs Neue Zeitverträge abgeschlossen werden."

Denn das hat auch Folgen für die Schüler. "Eine kontinuierliche Arbeit ist gerade für die Hauptschüler besonders wichtig", unterstreicht Günter Bruns, Leiter des Schulzentrums Apensen. "Sie brauchen eine persönliche Bindung."

So eine Bindung ist für manche Jugendliche ein rettender Anker. Kaum einer weiß das besser als Anisa Smajovic. Die zwölfjährige aus Apensen traute sich im vergangenen Schuljahr kaum noch in die Klasse. Mitschüler beschimpften sie in der Pause. Auch Jugendliche, die sie gar nicht kannte, warfen ihr Kraftausdrücke an den Kopf. Selbst auf dem Nachhauseweg wurde das Mädchen traktiert.

Smajovic hielt es nicht mehr aus und nahm sich eine Woche Auszeit von der Schule. Da griff Nicole Holz ein. Sie nahm sich die Übeltäter zur Brust und führte Gruppen- und Einzelgespräche. Anisa Smajovic gab sie Tipps an die Hand, wie sie mit dem Mobbing besser umgehen konnte. Wenn die Realschülerin keine Kraft hatte, sich in der Pause den Lästermäulern zu stellen, durfte sie es sich auf dem Sofa bei der Sozialpädagogin bequem machen.

"Ohne Frau Holz hätte ich das nicht durch gestanden", sagt Anisa Smajovic. Inzwischen scharen sich um die Zwölfjährige aus Apensen mehrere Freunde und sie geht wieder gerne zur Schule. "Ich fühle mich hier jetzt wieder wohl."

Nicht nur zwischenmenschlich vermittelt Holz. Vor allem kümmert sie sich darum, dass die Jugendliche nach der Schule einen Einstieg in den Beruf finden.

Nicole Holz will auch weiter für die Schüler da sein. Doch wegen der unklaren Situation sieht sie sich gezwungen, sich nach unbefristeten Stellen umzusehen. "Ich muss Augen und Ohren offen halten, weil ich eben nicht weiß, ob mein Vertrag verlängert wird. Dabei möchte ich gar nicht weg. Ich werde hier ja noch gebraucht."