Die Diskussion über die Notwendigkeit von Stolpersteinen in Stade im Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus reißt nicht ab. Während die SPD-Fraktion und die Grünen durch einen Antrag im Kulturausschuss jetzt so schnell wie möglich für die Verlegung der Gedenksteine sorgen wollen, äußert FDP-Ratsherr Serkan Tören Bedenken.

Stade. Aus seiner Sicht stellen Stolpersteine "ein entwürdigendes Andenken an die deportierten und umgebrachten Opfer des Nationalsozialismus" dar. Auch die Stader SPD-Politikerin Karin Münz ist der Meinung, dass man "die NS-Opfer nicht mit Füßen treten" sollte. Tören und Münz argumentieren einheitlich, dass die heute in Stade lebenden Juden gegen diese Form der Erinnerung seien.

Ebenfalls sprach sich Charlotte Knobloch, Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, mehrfach gegen die Stolpersteine aus, da sie es als "unerträglich" erachte, auf den Namen ermordeter Juden "herumzutreten."

Der Stader Kulturausschuss wird sich am Mittwoch, 19. August, mit den Stolpersteinen beschäftigen. Sollte der Ausschuss für die Gedenksteine stimmen, müsste sich der Stader Verwaltungsschuss mit dieser Angelegenheit beschäftigen. "Der Rat der Stadt Stade wird diesmal nicht über die Stolpersteine abstimmen", sagt Tören.

Klaus Quiatkowsky, Fraktionsvorsitzender der SPD Stade, geht davon aus, dass die Stadt Stade letztlich die Genehmigung zur Verlegung der Gedenksteine erteilen wird. Diesen Vorstoß unterstützt auch Stades Bürgermeister Andreas Rieckhof, der eine eigene entsprechende Verwaltungsvorlage an den Kulturausschuss gerichtet hat. "Die Mehrheiten in den Parteien sind klar", so Quiatkowsky. Aus seiner Sicht gehe es lediglich noch um die Frage bei NS-Opfern, die mehrere Wohnorte in Stade hatten, wo der jeweilige Stolperstein verlegt werden soll.

Für Ulrich Hemke, Ratsherr der Grünen, der auch Mitglied des Stader Kultur- und Verwaltungsausschusses ist, wäre es ein "Wunder", wenn sich die politischen Gremien gegen die Gedenksteine entscheiden würden. Hemke: "Ich bin zufrieden, wenn wir die Stolpersteine durch bekommen."

Gegenüber dem Hamburger Abendblatt sprachen sich zunächst einige Politiker der Stader CDU gegen Stolpersteine in der Hansestadt aus. Andreas Schwander, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Fraktion, sagte jedoch vor zwei Wochen: "Die CDU-Fraktion wird dem Vorschlag von Rieckhof zustimmen."

Stades Stadtarchivar Jürgen Bohmbach sind derzeit 18 Namen von politisch Verfolgten aus Stade bekannt. Diese wurden während des Nazi-Regimes ermordet oder starben nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an den Folgen der Misshandlungen. In Stade existieren bereits Stehlen am Sande-Platz und an der St.-Wilhadi-Kirche sowie Tafeln (bei der ehemaligen jüdischen Synagoge am Cosmae-Kirchhof und am Pastor-Behrens-Haus), um an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern.

Im März 2004 hatte der Rat der Hansestadt Stade mehrheitlich entschieden, keine Stolpersteine in der Kreisstadt zu verlegen. Insgesamt gehören die Gedenksteine mittlerweile schon in mehr als 300 Städten deutschlandweit zum Bild der Metropolen dazu. Die Städte Oldenburg, Göttingen und München sprachen sich allerdings gegen die Erinnerung in Form von Messingtafeln aus.