Schon vor vier Jahren sollte in Buxtehude ein Historiker extra beauftragt werden, um die Nazivergangenheit der Stadt aufzuarbeiten. Das hatte der Rat damals beschlossen, es wurde aber nie umgesetzt.

Buxtehude. Dem Beschluss war eine Debatte um die Würdigung des kommunistischen Widerstandskämpfers Rudolf Welskopf vorausgegangen. "Ein Historiker ist trotz des Ratsbeschlusses nicht eingesetzt worden", teilte Michael Quelle dem Abendblatt mit. Der Stader hatte die Welskopf-Debatte verfolgt, sich intensiv mit der Nazivergangenheit des Landkreises beschäftigt und in den 80er-Jahren seine Staatsexamensarbeit über die "Rotenburger Anstalten von 1933 bis 1945" verfasst.

Buxtehudes Stadtarchivar Bernd Utermöhlen klärt auf: Der Ratsbeschluss, einen Historiker in Buxtehude einzusetzen, sei zwei Jahre später wieder aufgehoben worden. Der Kulturausschusses einigte sich vielmehr darauf, lieber Geld in die Planung der Altsachsenausstellung des Buxtehuder Museums zu investieren, als in die Erforschung des Widerstands gegen das Naziregimes.

Doch damit wurde das Thema nicht fallen gelassen. Utermöhlen, der zu der Zeit ohnehin schon in einer Dokumentationsreihe die Historie der Stadt aufarbeitete, sollte sich mit der NS-Vergangenheit Buxtehudes beschäftigen. Bis der Band erscheint, dauert es aber noch. Der Stadtarchivar arbeitet zurzeit an dem Buch, das die Geschichte Buxtehudes von 1815 bis zum Ersten Weltkrieg zum Thema macht. Anfang nächsten Jahres soll es veröffentlicht werden. Erst im darauf folgenden Werk wird die Zeit vom Ersten Weltkrieg bis heute beschrieben. Es soll im Jahr 2012 erscheinen.

Trotzdem will der Stadtarchivar nicht von Lücken in der Geschichtsschreibung sprechen. "Die NS-Zeit wurde nicht verschwiegen. Im Gegenteil: Die Nazivergangenheit von Buxtehude wurde gut und früh aufgearbeitet", betont der Historiker. Als Beispiel nennt Utermöhlen die "Quellenmappe" mit dem Titel "Die Arbeiterbewegung von den Anfängen bis zur Gegenwart 1867 bis 1994", die von der heutigen Leiterin des Archivs in Neu-Wulmstorf Dr. Dagmar Müller-Staats zusammengetragen und 1994 publiziert wurde. Dabei handelt es sich um Quellen, die Wissenschaftler für eine Ausstellung in Buxtehude zur Geschichte der Arbeiterbewegung zusammengetragen hatten. Der Widerstand in der NS-Zeit wurde dabei auch behandelt.