Die Glieder schmerzen und der Husten schüttelt den ganzen Körper. Doch die pflichtbewusste Journalistin quält sich trotzdem zur Arbeit, wo sie in die erschrockenen Gesichter der Kollegen blickt.

Die Diagnose wird einstimmig gefällt: Schweinegrippe! Sei es Fürsorge oder die Angst um die eigene Gesundheit der lieben Schreibtischnachbarn - ich füge mich und marschiere zum Hausarzt. Nach zwei Stunden im voll gepackten Wartezimmer (wer vor dem Arztbesuch noch nicht krank war, ist es jetzt bestimmt) wird endlich mein Name aufgerufen. Dem Arzt fällt es zusehends schwer, beim Vortrag unserer Selbstdiagnose seine Mundwinkel im Griff zu behalten. Am Ende knickt er ein und lacht unverhohlen laut: "Nee, Schweinegrippe ist das sicherlich nicht". Abstrich? "Nö, das wäre übertrieben", spricht der Mediziner und schickt mich nach Hause. Die höhnischen Kommentare der Kollegen will ich gar nicht hören und bekämpfe die aufsteigende Scham mit einer alten Weisheit: Vorsicht ist besser als Nachsicht.