In Buxtehude gibt es keine jüdischen Opfer des Nationalsozialismus? Kaum vorstellbar. Doch Stadtarchivar Bernd Utermöhlen bestätigt, was Bürgermeister Jürgen Badur, bereits mitgeteilt hatte: Juden sollen in Buxtehude in der Nazizeit nicht ermordet worden sein.

Buxtehude. Die Frage ist im Zuge der Debatte um das Gedenken an NS-Opfer mit Hilfe von Stolpersteinen aufgekommen. Das Abendblatt hatte die Diskussion vor rund einem Monat angestoßen.

Jetzt lässt Utermöhlen überprüfen, ob es in Buxtehude Opfer von politisch Verfolgten oder der Euthanasie-Maßnahmen in der NS-Zeit gegeben hat. Dass in Buxtehude während des Holocausts wahrscheinlich keine Juden ermordet worden seien, liege an der geringen Zahl der jüdischen Einwohner, so Utermöhlen.

Mitte des 19. Jahrhundert hätten zwar zwei, drei jüdische Familien in Buxtehude gewohnt. Doch die seien abgewandert, bevor die Nationalsozialisten die Macht ergriffen hätten.

Lediglich ein Halbjude habe als Malermeister während des Holocausts in Buxtehude gearbeitet, sei aber nicht von den Nationalsozialisten verfolgt worden.

Utermöhlen überprüft nun, ob politisch Verfolgte in Buxtehude unter der Naziherrschaft ermordet worden sind oder ob es Euthanasie-Opfer gegeben hat. Hinter der Euthanasie steckt die systematische Ermordung von Psychiatrie-Patienten und behinderten Menschen. Der Stadtarchivar hat bereits eine Anfrage an die Behinderteneinrichtung "Rotenburger Werke" (damals: "Rotenburger Anstalten") gestellt.

Michael Quelle, der in den Rotenburger Werken zum Heilerziehungspfleger ausgebildet wurde, vermutet, dass ein Kind aus Buxtehude zu den Euthanasie-Opfern zählt. Quelle hat in den 80er-Jahren seine Staatsexamensarbeit über die "Rotenburger Anstalten" von 1933 bis 1945 verfasst. Aus der Einrichtung seien zahlreiche Kinder in die Kinderfachabteilung in Lüneburg verlegt worden und dort ermordet worden, sagt Quelle. Günter Heinrich, der in Buxtehude geboren wurde, am Ende aber wahrscheinlich in Moorende gewohnt habe, soll eines der Opfer sein. "Wenn sich das betätigen sollte, wäre es ein Fall, dem man gedenken sollte", betont Utermöhlen. Doch zunächst müssten die Rechercheergebnisse abgewartet werden.