Internet und Handys verändern das Beziehungsleben. Selbst Ältere suchen nun Rat - etwa in Sexualfragen.

Stade. Sexualpädagogik, Schwangerschaftsberatung sowie Sexual- und Partnerschaftsberatung - das sind nur drei der vielen Themengebiete, die die Stader Beratungsstelle "pro familia" abdeckt. Und das seit 20 Jahren.

Das Jubiläum wird nicht pompös, sondern inhaltlich gefeiert, so Anke Kollenda, Leiterin der Stader Beratungsstelle: "Wir machen kein Fest, sondern bieten Themenabende an." Inhaltlich soll auch auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück geblickt werden.

Was hat sich in 20 Jahren pro familia verändert? "Es hat sich einiges verändert, aber sicherlich anders als viele gedacht hätten", so Kollenda. Immer wieder komme die Debatte über junge Mütter auf. Immer mehr Kinder würden Kinder bekommen. "Doch das ist bei uns nicht zu merken. Weder bei der Schwangerenberatung, noch bei der Schwangerschaftskonfliktberatung", so die Pädagogin. Die Ratsuchenden würden demnach nicht jünger werden, ihr Anteil auch nicht steigen.

Die Stader Beratungsstelle ist die einzige im Landkreis. Zu ihr kommen Schwangere, wenn sie einen Schwangerschaftsabbruch planen. Seit drei Jahren sind es jährlich mehr als 200 Frauen. Das entspricht zwischen 15 und 20 Prozent aller Beratungsgespräche. Aber auch hier habe sich nichts grundlegend geändert. Die Frauen kämen aus allen Alters- und Bildungsschichten .

In der Schwangerenberatung, die ein Drittel der Gespräche einnimmt, hat sich hingegen etwas geändert. "Es wird zunehmend Rat bei sozialrechtlichen Fragen gesucht, wie etwa Elterngeld und Arbeitslosengeld II", so Kollenda. Auf diesen Trend hat "pro familia" reagiert und bietet nun zweimal pro Jahr einen Infoabend für werdende Eltern an, bei dem solche Themen erläutert werden. Beim Komplex "Trennung" sei hingegen alles beim Alten: "Das ist bei uns nicht mehr geworden. Es kommen Frauen zu uns, die in einer partnerschaftlichen Krise stecken. Aber das gab es vor 20 Jahren genauso."

Bei der Sexualpädagogik hat sich in den vergangen beiden Jahrzehnten wegen des Internets einiges getan. Trotz der Präsenz und des leichten Zugangs zu Sexualität und Pornographie habe das nicht bei allen Kindern und Jugendlichen dieselben Folgen: "Für einige ist das verstörend, aber die meisten Jugendlichen sind sehr wohl in der Lage, zwischen dem Gesehenen und dem eigenen Leben zu unterscheiden." Was sich die Jugendlichen selbst wünschen würden, habe nichts mit den Bildern auf ihrem Computer oder Handy zu tun.

Außerdem beobachtet Kollenda bei ihrer Arbeit mit Schulklassen, dass Trends von den Medien gesetzt werden. Trete etwa bei der Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" ein transsexueller oder homosexueller Kandidat auf, so sei das ein Thema unter den Jugendlichen. "Ob das zu mehr Toleranz führt, ist unterschiedlich, aber es wird immerhin thematisiert."

Das Internet hat auch die Paar- und Sexualberatung verändert. Das Worldwideweb und Handys würden die Partnerschaft beeinflussen, da die neuen Medien als Bedrohung gesehen werden. "Dabei geht es um Eifersucht - ein uraltes Thema mit neuen Formen der Kommunikation", so die Pädagogin. Hier müssten Grenzen gezogen werden. Frauen fühlten sich etwa verletzt, wenn der Mann pornographische Bilder im Internet angucke, was er wiederum nicht nachvollziehen könne. "Vor Jahren schaute der Mann heimlich Pornohefte an. Heute sind es Internetseiten."

Novum ist, dass ältere Paare bewusst sexuelle Hilfe in Anspruch nehmen und konkret wegen sexueller Probleme zu "pro familia" kommen: "Früher war das bei älteren Paaren ein Randthema. Heute wird selbstbewusst darüber gesprochen."

Die Stader Beratungsstelle (Hinterm Hagedorn) öffnet montags von 9 bis 13 Uhr, mittwochs von 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr sowie donnerstags von 16 bis 19 Uhr.

www.profamilia.de/stade