Die Einbrecher kommen nachts und haben es auf Außenborder und Navigationsgeräte abgesehen.

Stade/Buxtehude. Ruhig und elegant dümpeln sie in den Yachthäfen entlang der Elbe vor sich hin. Dutzende größere und kleinere Segel- und Motorboote, nebeneinander aufgereiht, auf Hochglanz poliert, ihre Masten in den Himmel reckend. Sie sind der Stolz so manchen Skippers - und jedes Jahr aufs neue das Ziel von Dieben. Auch in diesem Sommer wurde für mehrere Segler der Urlaub an der Elbe zur bösen Überraschung.

Allein im Juli 2009 wurden zehn Segel- und Motorboote im Landkreis Stade aufgebrochen und geplündert. In Steinkirchen wurde die Persenning mehrerer Segelboote aufgeschnitten. Das Ziel der Täter sind meist Außenbordmotoren, Ferngläser und für die Navigation installierte GPS-Systeme. In Stade scheiterte kürzlich sogar der Versuch, mehrere Yachten zu stehlen.

Angst um ihre Boote hat die überwiegende Zahl der Skipper wegen der Übergriffe zwar nicht - aber es ist für die Bootseigner mehr als ärgerlich, wenn sich nachts die Langfinger an ihren Yachten zu schaffen machen. Die Krux dabei: Je besser ein Boot gesichert wird, desto eher wird es Ziel von Dieben - doch wenn es nicht gesichert ist, zahlt keine Versicherung im Falle eines Einbruchs.

Wolfgang Kaulfuß besitzt seit zwölf Jahren die Motorjacht Artoija. Bereits zweimal wurde sein Boot, dass im Hafen des Buxtehuder Vereins BWV Hansa vor Anker liegt, von Einbrechern heimgesucht. Einmal hatte er an Bord geschlafen, als die Diebe auf sein Boot kletterten. "Ich hörte plötzlich Stimmen auf meinem Schiff und bin sofort aufgestanden. Dadurch wurden die Einbrecher wohl vertrieben, bevor die etwas Wertvolles stehlen konnten", sagt der 61-Jährige. Lediglich eine Flasche Rotwein sei ihm damals abhanden gekommen.

Ein anderes Mal hatte er weniger Glück: Der Kompass wurde gestohlen und die Plane seiner Motoryacht zerschnitten. Gezahlt hat die Versicherung damals nicht - weil die Schadenssumme die Selbstbeteiligung von 300 Euro nicht überstieg. Kaulfuß musste aus eigener Tasche zahlen - nicht als einziger. "Jeder hat hier so seine Erfahrungen mit Dieben gemacht", sagt er und deutet auf die Boote, die im Buxtehuder Hafen liegen. Einbrüche in Segelschiffe und Motorboote, das gebe es hier jedes Jahr immer wieder, erzählt Kaulfuß. Verständnis für die seiner Meinung nach zumeist jugendlichen Einbrecher hat er nicht. "Ich komme ja auch nicht einfach in deren Haus und nehme mir, was mir gefällt", sagt Kaulfuß.

Udo Kehn aus Jork-Borstel hatte im Gegensatz zu Kaulfuß bisher Glück. "Bei mir hat noch keiner etwas geklaut", sagt der 50-Jährige. Dass andere bestohlen wurden, habe auch er schon öfter gehört. Dennoch hat er hat keine Angst um sein Boot. "Bei mir könnten die höchstens ein bisschen Dieseltreibstoff klauen. Der ist nicht einmal 100 Euro wert", sagt der passionierte Segler. Der Harsefelder Thomas Neumann findet es auch ärgerlich, dass an den Häfen geklaut wird. "Ich bin zwar nicht betroffen, aber man hört oder liest immer wieder von Diebstählen", sagt der 42-Jährige. "Man macht sich schon manchmal so seine Gedanken - aber den Spaß am Segeln lasse ich mir davon nicht nehmen", sagt der Familienvater.

Auch Jens Paulsen ist bisher von den Bootsdieben verschont geblieben. Mit seiner Segelyacht liegt er in Stadersand vor Anker - dort, wo kürzlich versucht wurde, sieben Boote zu entwenden. "Die Diebe hatten den hinteren Bereich unseres Hafens heimgesucht, weil der nicht so leicht einsehbar ist", erzählt der 60-jährige Skipper. Dass Yachthäfen wie der in Stade regelmäßig das Ziel von Dieben werden, läge, so Paulsen, vor allem daran, dass die Häfen abseits liegen würden. "Da fällt das nicht so schnell auf, wenn sich Nachts jemand an den Yachten zu schaffen macht."

Ärgerlich findet Paulsen nicht nur, dass immer wieder in die Yachthäfen eingebrochen wird, sondern auch, dass manches potenzielle Diebesgut nicht richtig gesichert werden kann. "Ich habe versucht, meine GPS-Anlage so zu befestigen, dass sie nicht wird, aber das funktioniert nicht. Eine Diebstahlsicherung für die Geräte - das ist eine Marktlücke."

Rainer Bohmbach, Sprecher der Stader Polizei, kennt die Klagen der Skipper. "Es gab und gibt jedes Jahr Diebstähle in den Yachthäfen", so der Beamte, "aber trotz der jüngsten Vorfälle ist in diesem Jahr die Lage zum Glück bisher recht entspannt". Schlimmer sei es vor rund drei Jahren gewesen. Damals waren womöglich aus Osteuropa stammende, organisierte Banden mit Motorbooten in die Häfen eingedrungen und hatten gleich reihenweise Außenbordmotoren und Navigationssysteme mitgenommen.

Wolfgang Kaulfuß erinnert sich noch gut an die Diebstähle. "Außenbordmotoren und schlecht gesicherte kleine Motorboote, das war für Diebe ein gefundenes Fressen", sagt der Buxtehuder. Größere Yachten hätten die Banden gar nicht interessiert, denn die seien langsam, auffällig und schwer abzutransportieren. "So ein kleines Motorboot, das kann schnell mit einem Trailer weggeschleppt werden", weiß Kaulfuß.