Autor Chris Killen ist sicher ein schräger Vogel. Das könnte man zumindest von seinem Debütroman “Das Vogelzimmer“ ableiten, der genauso verschachtelt und rätselhaft wie ein papiergewordener David Lynch-Film wirkt.

Da ist zum Beispiel Will, der bisher alle Frauen mit seiner Paranoia vertrieben hat und es nun gar nicht fassen kann, dass die schöne Alice in sein Nest geflattert ist. Und dann ist da sein Freund William, ein exzentrischer Künstler mit Boheme-Charme, auf den die Damen fliegen. Bei einem Essen stellt Will seine Alice vor - und schon schnurrt sie los, die bohrende Eifersucht. Oder ist William vielleicht doch nur ein forscherer Teil von Will?

Chris Killen inszeniert ein Vexierspiel von Identitäten, ein postmodernes Kaleidoskop verwirrender Identitätsmischungen. Als Helen, eine Schauspielerin auftaucht, die Sexfilme dreht und aussieht wie Alice, ist das Chaos in dieser schrägen Liebesgeschichte perfekt. Nachwuchsautor Killen, der einen preisgekrönten Internetblog betreibt, wirft einen sezierenden Blick auf moderne Beziehungen, die in seiner zersplitterten Prosa verrückt und kaputt wirken. Eine junge, surreale Lektüre. Nichts für Romantiker. Chris Killen: Das Vogelzimmer, 173 Seiten, 7,95 Euro.