Zweistellige Zuwächse: Geschäftsleute können sich die Hände reiben, Konsumenten machen Schnäppchen.

Stade/Buxtehude. Tüten, Tüten und nochmals Tüten: Schwer beladen, aber mit einem Lächeln im Gesicht, schlendern unzählige Damen durch die Stader Innenstadt. Ihr gemeinsames Ziel: Schnäppchen jagen. Montag hat der Sommerschlussverkauf (SSV) begonnen und die Einzelhandelsgeschäfte unterbieten sich mit Angeboten. Von der viel beredeten, internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise ist im Landkreis Stade nichts zu merken.

Das Modehaus Mohr in Dollern etwa konnte seinen Umsatz zum Vorjahr sogar steigern, so Inhaber Volker Mohr: "Die Zahlen sind sehr gut. Die Wirtschaftskrise spüren wir nicht." In anderen Gebieten schlage die Stimmung sicherlich um, aber in der Stader Region sei das nicht der Fall. Die Kauflaune sei nach wie vor gut.

Das Modehaus räumt mit dem SSV und Reduzierungen von bis zu 70 Prozent seine Lager, um Platz für die Herbstmode zu schaffen. Wie der Schlussverkauf weiterläuft, hänge vom Wetter ab: "Wenn das Wetter gut ist und die Temperaturen hoch sind, dann läuft der SSV gut."

Dem stimmt Jochen Köhler vom Stader Herrenausstatter Sander zu: "Bei gutem Wetter gehen Polo-Shirts gut weg." Die Krise sei auch bei ihm nicht zu spüren: "Es wird viel geredet, ohne dass es so ist." Viele Unternehmer kämen nicht wegen der angespannten Wirtschaftslage in Schwierigkeiten, sondern wegen eigener Fehler.

In eine wirtschaftliche Schieflage ist das Kaufhaus Stackmann trotz Krise nicht gekommen. "Wir haben im Juli ein Plus im zweistelligen Prozentbereich im Vergleich zum Vorjahr", sagt Henning Schleemann, Stackmann-Geschäftsführer. Die Krise sei bei den Kunden nicht angekommen: "Bisher ist nichts zu merken. Vielleicht am Ende des Jahres, was wir natürlich nicht hoffen."

Angelika Renck von Gelis Boutique in Harsefeld ist ebenfalls mit ihren Verkaufszahlen zufrieden: "Der SSV läuft super. Der Laden brummt." Das liegt auch an Kunden wie Carina Wittchen. Die Studentin hat in der Buxtehuder Innenstadt mehr als 150 Euro für neue Kleidung ausgegeben und ist noch lange nicht mit ihrer Shoppingtour fertig. "Krise? Die interessiert und berührt mich nicht", so die 21-Jährige aus Jork.

Birte und Kathrin Wilke sind seit zwei Stunden in der Stader Innenstadt unterwegs. Ihre Tüten sind randvoll mit Kleidung gefüllt. "Wir sind beim Schlussverkauf immer auf Schnäppchenjagd", sagt Birte Wilke aus Hemmoor, die für ihre gesamte Familie eingekauft hat. Sie habe bereits 100 Euro ausgegeben. Dabei werde es nicht bleiben. Einige Geschäfte würden noch durchstöbert. "Die Krise schlägt nicht auf meine Kauflaune", sagt Kathrin Wilke.

Lediglich Gerlind Wagner ist etwas zurückhaltender. Die Horneburgerin bummelt mit ihrer Tochter Kim durch Stade: "Ich kaufe etwas bewusster ein und nutzte die Angebote vom Sommerschlussverkauf." Das habe sie allerdings auch in den vergangenen Jahren gemacht. "Ich bin eine Schnäppchenjägerin", so Wagner.

Eigentlich gibt es den SSV bereits seit fünf Jahren nicht mehr, nachdem das Rabattgesetz aufgehoben wurde. "Die Einzelhändler halten aber trotzdem daran fest, weil sich die Kunden daran gewöhnt haben", sagt Georg Berensen vom Unternehmerverband Einzelhandel Nordwest. Kunden würden den SSV erwarten und damit Druck auf die Einzelhändler ausüben. Also beginnt das Preispurzeln weiterhin auf freiwilliger Basis am letzten Montag im Juli. Die meisten Prozente sind bei Kleidung und Schuhen zu machen, weil das saisonale Artikel sind. So gibt es T-Shirts und Kleider, die bis zu 70 Prozent reduziert sind. Aber auch Parfüm und Schmuck sind günstig.

Von der Wirtschaftskrise sei auch bei den Mitgliedern des Unternehmerverbands nichts zu spüren: "Die Kunden sind nicht zurückhaltend. Das Verkaufsniveau wird gehalten."