Derzeit ist bei zwölf Menschen im Landkreis Stade die neue Grippe, die sogenannte Schweinegrippe, nachgewiesen worden. Dr. Gerhard Pallasch, Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes, beantwortet im Abendblatt wichtige Fragen zur Krankheit.

Stade. Abendblatt:

Herr Pallasch, zwölf Menschen sind im Landkreis Stade, 681 in Niedersachsen mit dem AH1N1-Virus infiziert. Nur Nordrhein-Westfalen hat mehr Fälle. Warum diese hohen Zahlen?

Gerhard Pallasch:

Wir hatten einen frühen Ferienbeginn. Die ersten Urlauber sind zurück und bringen - insbesondere die Spanien-Reisenden - das Virus mit. Diese Zahlen werden sich relativieren.

Abendblatt:

Bald beginnt die Schule. Sehen Sie Probleme auf den Landkreis zukommen?

Pallasch:

Momentan ist der Krankheitsverlauf der Grippe sehr mild. Einige Infizierte merken gar nicht, dass sie krank sind. Insofern halte ich es für möglich, dass Menschen das Virus unbewusst streuen - dazu gehören auch Schüler.

Abendblatt:

Gibt es Notfallpläne für Schulen?

Pallasch:

Da muss der Einzelfall entscheiden, schließlich gibt es Unterschiede zwischen dem Hygieneverhalten von Grundschülern und Gymnasiasten. Soll heißen, in Grundschulen greifen andere Maßnahmen. In Gymnasien würde es unter Umständen reichen, Verhaltensregeln aufzustellen.

Abendblatt:

Was sollten Unternehmen im Notfall machen?

Pallasch:

Wir haben eine Checkliste für Unternehmen erarbeitet und diese der IHK zur Weiterverteilung überlassen. Darin steht, was in Eigenregie umsetzbar ist. Oft sind es einfache Sachen, etwa, Klimaanlagen auszuschalten, die keine virendichten Filter haben oder Videokonferenzen zu veranstalten statt Endemiegebiete aufzusuchen.

Abendblatt:

Sehen Sie die Chance, das Virus einzudämmen?

Pallasch:

Es wird uns nicht gelingen, das Virus aus der Zirkulation zu bekommen. Gerade, weil es bisher so mild verläuft. Unter den ersten zehn Fällen in Deutschland war einer, der keine Symptome hatte. Er wurde nur vorsorglich untersucht, weil er mit einem bestätigten Fall Kontakt hatte. Und jemand, der das Virus nicht bemerkt, streut, ohne es zu wissen und zu wollen.

Abendblatt:

Ist der milde Verlauf das Ende der Fahnenstange?

Pallasch:

Wir hoffen es, aber Viren verändern sich. In welche Richtung, lässt sich schlecht voraussagen, aber ich kann nicht ausschließen, dass die Krankheitsbilder stärker werden. Bisher muss man aber auch klar sagen, dass in Deutschland noch niemand an der neuen Variante gestorben ist. Allerdings gibt es Risikogruppen wie Schwangere, Säuglinge und Dialysepatienten, die besonders geschützt werden müssen.