Die IHK sieht einen Anstieg der Bewerber. Die Agentur-Zahlen belegen einen leichten Aufwärtstrend. Warum am Herd stehen wieder “in“ ist.

Stade/Steinkirchen. Nur noch ein paar Tage, dann wird es für viele Jugendliche ernst. Der erste Ausbildungstag naht. Nach wie vor führen kaufmännische Berufe wie Bank- oder Bürokauffrau die Top Ten der Ausbildungsberufe an. Doch die Industrie- und Handelskammer Stade macht inzwischen einen neuen Trend aus: Immer mehr Jugendliche wollen Koch werden.

Bislang rangierte die Kochlehre auf der Berufswunschliste unter ferner liefen. Das habe sich geändert, sagt Bodo Stange. Der Geschäftsführer der IHK Stade schreibt die Entwicklung den Kochshows zu. In Deutschland flimmert die professionelle Kochszene in etwa 30 Sendungen über den Bildschirm. Auf fast allen Kanälen sieht der Zuschauer brutzelnde Pfannen, guckt Starköchen wie Jamie Oliver oder Tim Mälzer beim Schnippeln von Gurken und Karotten auf die Finger. Auch wenn es für die Zuschauer nichts zu riechen oder zu beißen gibt, kommen die Kochshows im Fernsehen gut an. Und das hat Folgen für den Ausbildungsmarkt. "Die Unternehmen berichten von steigenden Bewerberzahlen", sagt Stange.

Allerdings spiegelt sich das in der Statistik der Arbeitsagentur in Stade nur bedingt. Zwar haben sich von 2005 bis 2007 immer mehr junge Leute aus dem Landkreis Stade auf Lehrstellen im Beruf Koch beworben. Während vor vier Jahren nur 2,5 Prozent der 1574 Bewerber einen Ausbildungsplatz als Koch ergattern wollten, waren es zwei Jahre später schon 3,6 Prozent. Doch ist das Interesse im vergangenen Jahr wieder etwas abgeflaut. 2008 wollten nur 2,7 Prozent der Bewerber eine Kochlehre absolvieren. Und in diesem Jahr seien auch lange noch nicht alle Koch-Lehrstellen belegt, berichtet die Arbeitsagentur Stade.Dennoch: Vor Jahren war die Ausbildung zum Koch eher eine Verlegenheitslösung, ein Notnagel, wenn es auf die Bewerbungen für die Wunschberufe nur Absagen hagelte. "Heute interessieren sich auch mehr Abiturienten für den Kochberuf", sagt Stange. "Die Unternehmen haben jetzt eine größere und bessere Auswahl bei den Bewerbungen."

Das heißt aber nicht zwangsläufig, dass tatsächlich mehr Auszubildende als Koch eingestellt werden. Vor drei Jahren wurde im Verbreitungsbezirk der IHK - dazu zählen die Landkreise Stade, Rotenburg, Cuxhaven, Verden und Osterholz - 114 Ausbildungsverträge abgeschlossen, rechnet die IHK vor. Ein Jahr später stieg die Zahl auf 132 Ausbildungsverhältnisse, fiel im vergangenen Jahr aber wieder auf das Niveau von 2006 zurück.

Im Landkreis Stade hat die Zahl der Ausbildungsverhältnisse leicht zugenommen. 2006 haben sich 22 Menschen zum Koch ausbilden lassen. Im Jahr darauf blieb die Zahl unverändert, und 2008 haben sich 24 Menschen für den Beruf Koch entschieden.

Einer derjenigen, die seine Berufslaufbahn als Koch eingeschlagen haben, ist Daniel Kokott. Der 23-Jährige aus Mittelnkirchen ist überzeugt, dass der Medienrummel um das Kochen das Ansehen seines Jobs gesteigert hat. "Früher haben sich die Gäste schnell beschwert, weil ihnen die Zubereitung zu lange dauerte", erzählt Kokott, der als stellvertretender Küchenchef im Restaurant "Windmüller" in Steinkirchen arbeitet.

Aber durch die Kochsendungen brächten diejenigen, die bei ihm schmausen, jetzt mehr Verständnis auf. "Sie wissen, dass es nun einmal Zeit braucht, um gute Gerichte zuzubereiten, und interessieren sich grundsätzlich mehr für Essen", sagt der 23-Jährige. Und seitdem sein Vater in die Kochsendungen zappe, wisse er erst, was Daniel Kokott täglich leiste.

Der junge Koch bemerkt den Imagewandel auch am wachsenden Berg an Bewerbungen. In den vergangenen drei Jahren sei die Zahl der Bewerber im Restaurant "Windmüller" um etwa 30 Prozent gestiegen. "Viele schreiben, sie hätten sich ihr Wissen in den Kochsendungen angeeignet." Doch eines ist klar: Mit der Realität am Betriebsherd haben Kochshows wenig zu tun. "Viele bekommen ein falsches Bild", sagt Kokott. Erst später realisierten sie, dass sie Feiertage und Wochenenden für den Beruf opfern und lange Arbeitszeiten hinnehmen müssten. "Das wird nicht im Fernsehen gezeigt."