Kriegsspiel oder Teamsport? Auch nach gescheitertem Verbot bleibt Paintball umstritten. Autorin Bianca Wilkens hat einmal mitgemacht.

Klein Wangersen. Es ist gerade mal zwei Monate her, dass die Bundesregierung Paintball verbieten wollte. Doch nach dem massiven Druck der Freizeitsportler überlegten es sich die Politiker noch einmal und zogen das geplante Verbot zurück. Die Debatte aber, ob Paintball die Hemmschwelle zum Töten senkt, reißt nicht ab. Grund genug, das Spiel selbst einmal auszuprobieren - bei einem Besuch des Clubs "World of Paintball" im "Paintball-Park" an der Autobahn 1 in Klein Wangersen.

Neonstrahler hängen an der Decke und werfen grelles Licht auf das Feld. Überall im Raum verteilt stehen mannsgroße Dreiecke und Vierecke, übersät mit unzähligen bunten Farbklecksern. Früher legten Hühner ihre Eier in der Halle. Heute schleichen hier maskierte Paintball-Spieler mit einer Luftdruckwaffe im Anschlag herum und schießen auf andere Menschen.

Es sieht ein bisschen aus wie ein Tanz - wären da nicht die Waffe und die Maske. Henner Wichern (27), Lehramtstudent aus Wohnste verschanzt sich hinter einem aufgeblasenes Viereck aus Lkw-Plane, hüpft auf den Zehen, schnellt mit dem Kopf immer wieder nach links und zurück. Dabei feuert er unzählige Schüsse auf seine Gegner. Das sind Nico Knöfel (23), Kommunikationsdesign-Student aus Hamburg und Till Schneider (27), Softwareentwickler aus Kiel. Ein paar Meter daneben kniet Michael Elfers (27) aus Kirchwalsede. Er geht hinter einem Dreieck in Deckung und gibt Wichern Feuerschutz.

Die Kugeln treffen auf Hindernisse und hinterlassen rote und grüne Farbkleckse. Elfers schreit etwas Unverständliches. Das Startsignal für Wichern. Er verlässt seine Deckung, sprintet nach links, überholt seinen Partner und rutscht auf den Knien zum nächsten Dreieck. Ziel erreicht. "Gut angesagt", sagt er.

Trainingseinheit beendet.

Dass beim Paintball die Gewaltbereitschaft steige, sei völlig abwegig, sagen die jungen Männer vom Team "Onfire". "Es ist ein anspruchsvoller Teamsport", sagt Wichern.

"Man muss sich mit den Hintermännern absprechen, was man vor hat."

Jetzt gehe auch ich hinein. Maske runter. Mit zittrigen Händen halte ich die Luftdruckwaffe. "Einfach auf das Dreieck da drüben halten und dafür sorgen, dass keiner dorthin gelangt", sagt Nico Knöfel, mein Teampartner. Ich probiere kurz die Waffe aus. Die Farbkugeln gelangen überraschend schnell aus dem Lauf. Mein Pulsschlag steigt. Auf der anderen Seite stehen unsere Gegner: Henner Wichern und Pia Farwick (20) aus Vechta. Ein anderer Paintballer zählt einen Countdown von zehn herunter. "Ten seconds. Go!". Ich ducke mich und traue mich kaum, hinter dem weißen Viereck hervorzugucken.

Mein Körper ist starr, voller Angst. Die anderen schießen. Was soll's?! "Die oder wir", denke ich, traue mich aus meiner Deckung und ballere. Ein paar Minuten lang kann ich die anderen in Schach halten. Dann bin ich getroffen, am rechten Oberarm. Ich hebe die Hand. Das Zeichen dafür, dass ich raus bin. Ich habe es nicht mal bis zum nächsten Hindernis geschafft. Das Ergebnis: ein großer blauer Fleck auf meinem Oberarm.