Was tun, wenn die Insekten im Rolladenkasten nisten? Seit zehn Jahren gibt es Berater beim Kreis Stade, die helfen.

Stade. Wenn Menschen im Sommer vorm Café sitzen und plötzlich hektisch mit den Armen fuchteln, dann sind nicht selten sie der Grund dafür: Wespen, die immer dann auftauchen, wenn man sich mal eine süße Leckerei gönnt. Nicht wenige sehen in ihnen bloß Plagegeister - ein Irrtum, sagt Wespenberaterin Birgit Husmann (42) aus Stade. Schließlich fangen die Insekten Mücken und Fliegen, verfüttern sie im Nest an die Maden. "Eine Population fängt am Tag so viele Mücken wie fünf Meisen", sagt Husmann. Außerdem bestäuben sie Obstblüten und seien längst nicht so gefährlich, wie viele glauben. Selbst die Attacke eines Wespenschwarms bringe noch keinen Menschen um - wenn er nicht allergisch ist.

Weniger Verständnis für die Tiere bringen Menschen auf, die unmittelbar betroffen sind, etwa wenn Wespen auf ihrem Dachfirst oder in ihren Rollladenkästen nisten. "Nach einem Jahr ist der Spuk vorbei, die Königin sucht sich im Winter ein Versteck, im nächsten Jahr bauen die Wespen das Nest nicht an der gleichen Stelle", sagt Husmann. Wer gar nicht damit leben kann, kann das Nest umsiedeln oder im Extremfall von einem Kammerjäger vernichten lassen. Allerdings stehen etliche Arten, wie Hornissen und Hummeln auch, unter besonderem Artenschutz.

Bis in den Oktober hinein haben die Wespen Saison, die Größe der Populationen hängt von der Witterung und vom Nahrungsangebot ab. Seit Juni steigt die Zahl der telefonischen Anfragen bei Husmann, ein bis zwei Anrufe sind es täglich, Tendenz steigend. Drei ehrenamtliche Wespenberater sind allein in Stade im Einsatz, seit zehn Jahren existiert die kostenfreie Beratung des Landkreises Stade.

Dabei zählt gerade bei angriffslustigeren Arten wie der Deutschen und der Gemeinen Wespe: Ruhe bewahren. Auf hektische Bewegungen können die Tiere buchstäblich giftig reagieren. Schon ein Stich reicht aus, um beim Allergiker heftige Reaktionen wie eine Atemnot auszulösen. Rund 2,5 Millionen Menschen sind hierzulande davon betroffen. Sie müssen besonders vorsichtig sein. Der Horneburger Wespenberater Uwe Edeler berichtet von einem Mann, der mit einer elektrische Schere eine Hecke schnitt. In der Nähe befand sich ein Wespennest, die Erschütterungen machten die Insekten wild. Eine Wespe stach zu. Der Allergiker musste mit einem lebensbedrohlichen Schock ins Krankenhaus.

Erste Linderung nach einem Stich verschaffen Gele. Eine aufgeschnittene Zwiebel lässt die Schwellung schneller abklingen. Um Stiche zu vermeiden, rät Husmann, eine halbe Zitrone mit Nelken zu bespicken - das hält die Wespen kurzzeitig auf Distanz. Wo Fallobst liegt, ist barfuß herumlaufen keine gute Idee. Wenn Kinder etwas Süßes gegessen haben, gilt: den Mund abwischen. Und: "Trinken Sie nie aus Behältnissen, die sie nicht einsehen können." Denn eine Wespe im Mund- und Halsbereich ist nicht lästig, sondern vor allem: gefährlich.