Erst war es Neuland, mittlerweile gehört er zur Familie: Ein Stader Kreativer kanalisiert die Phantasie von Drei- bis Sechsjährigen.

Horneburg. Während Bennit mit einer Pumpe Wasser fördert, rühren Finn Luca und Jason "Zement" aus Sand und Wasser an. Josephine gräbt mit einem Spaten indes ein Loch, in das später ein Holzstamm eingesetzt wird. Eine Mini-Baustelle mitten im Wald.

Die Fünfjährigen aus Horneburg arbeiten gemeinsam an einem Kunstprojekt, das erstmals in Kooperation des Waldkindergartens "Die Laubfrösche" mit dem Stader Künstler Matthias Weber (50) ausgetragen wird. Weber gibt Anregungen, mit welchen Materialien aus dem Wald sich die Kinder beschäftigen können. "Die Laubfrösche" hören interessiert zu und machen sich später mit eigenen Vorstellungen selbst ans Werk.

"Ich bin überrascht, über welch eine gute Feinmotorik die Kinder verfügen und welch kreative Ideen sie entwickeln", sagt Weber, der das Pilotprojekt als Erfolg betrachtet. Die Kinder besuchten den Künstler auch in seinem Atelier in Stade und waren fasziniert von verschiedenen Glasarten, die sie gemeinsam mit Weber im Wald zu neuen Kreationen verarbeiteten.

Das Projekt gehört zu dem Stader Programm "PFartFINDER 09", an dem elf nationale und internationale Künstler beteiligt sind. Insgesamt sechsmal kam der Künstler im Wald an der Stader Straße in Horneburg vorbei, um mit den "Laubfröschen" zu arbeiten. Mittlerweile gehört er längst zur "Familie". Die Kinder akzeptieren ihn als "Alphafrosch" und freuen sich schon den ganzen Tag auf seinen Besuch. So bekommt Weber auch gleich mehrere Umarmungen der Waldbewohner zu spüren, wenn er ihr "Lager" erreicht hat.

Dies nimmt Christiane Lang (52), Leiterin des Waldkindergartens, wohlwollend zur Kenntnis und sagt: "Die Kinder sehen durch dieses Projekt den Wald aus einer anderen Sicht." Eine Fortsetzung des Projekts wäre nach ihrer Aussage denkbar. Dafür müssten aber die finanziellen Rahmenbedingen geschaffen werden.

Seit fünf Jahren werkeln "die Laubfrösche" nach einer Elterninitiative jeweils von Montag bis Freitag zwischen 8 und 12 Uhr im Horneburger Wald in der Nähe des "Neuen Friedhofs". Der Kindergarten gehört zu der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und wird unterstützt durch zahlreiche Sponsoren aus Horneburg und dessen Umgebung.

Sozialpädagogin Christiane Lang kümmert sich gemeinsam mit einer weiteren Erzieherin oder einem zusätzlichen Erzieher um insgesamt 15 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Der Andrang auf die begehrten Plätze ist so groß, dass auch eine Warteliste existiert. "Die Kinder leben hier das aus, was sie beschäftigt. Das Spiel ist eine Mitteilungssprache", sagt Lang, die seit zwei Jahren den Waldkindergarten leitet.

Bei Wind, Regen und auch bei Schnee spielen die jungen Horneburger im Freien. Toiletten(-Häuschen) gibt es keine. Einziges "Gebäude" ist ein Bauwagen, in dem Materialien untergebracht sind. Und die haben es sich zum Teil in sich: Schließlich lernen die Kinder auch dem Umgang mit Spaten und einer scharfen Säge.

Künstler Matthias Weber, der auch an Schulen schon Projekte betreut hat, ist begeistert von der Verfassung der "Laubfrösche": "Viel läuft hier im Wald von allein. Die Kinder sind weniger gestresst als andere." Der Künstler hofft daher auf eine Fortsetzung seines Projekts nach den Sommerferien, in denen sich "die Laubfrösche" noch bis zum 24. Juli befinden.

Wessen Interesse jetzt geweckt wurde, kann die "Frösche auch im Internet besuchen:

www.laubfroesche.de