Sieben Tage in der Woche einkaufen - der Titel “Erholungsort“ macht's möglich. Nur das Ordnungsamt soll bislang die Zustimmung verweigert haben. Jetzt wollen einige Läden trotzdem öffnen.

Stade. Volle Einkaufstüten - die werden bereits am kommenden Sonntag in der Stader Innenstadt zu sehen sein, wenn einige Geschäfte öffnen. Und das, obwohl der offizielle verkaufsoffene Sonntag erst am 20. September ist. Der Titel "staatlich anerkannter Erholungsort" macht es möglich.

Seit 2004 trägt Stade den viel bedeutenden, aber unterschätzten Namenszusatz. Geschäfte in Erholungsorten, die Waren für den täglichen Bedarf anbieten, dürfen jährlich an 40 Sonntagen acht Stunden öffnen. So sieht es eine Änderung des Ladenöffnungsgesetzes vor zwei Jahren vor. Lediglich zwischen dem 1. November und 14. Dezember gilt die Ausnahmeregelung nicht.

Doch das war lange Zeit nicht bekannt. Weder die Einzelhändler, noch das Stader Ordnungsamt scheinen von der Regelung gewusst zu haben. Schließlich habe die Behörde mehreren Kaufleuten eine Genehmigung verweigert. Ulf Brockelmann vom gleichnamigen Modegeschäft etwa erhielt eine Absage: "Wir wollten zu unserem Jubiläum im vergangenen Jahr an mehreren Sonntagen öffnen, doch das durften wir nicht."

Nun will er sein Geschäft regelmäßig sonntags öffnen. "Das ist eine super Nachricht. Jetzt bin ich als Einzelhändler frei", sagt Brockelmann, der Sprecher für die Hökerstraße bei der "Arbeitgemeinschaft Aktuelles Stade" (AAS) ist.

Wolfgang Tannenberg von "Keramik und Glas" freut sich ebenfalls. Er setzt sich seit Monaten für geänderte Öffnungszeiten ein. "Die neue Regelung ist eine Gewinn für mich. Die Stadt ist sonntags voll mit Touristen und die können dann ihr Geld in Stade lassen", sagt Tannenberg.

Der AAS-Vorsitzende Wolfgang Drusell sorgte mit einer Anfrage bei der Stadtverwaltung für den Aufruhr. Er habe nur durch einen Zufall von dem Titel erfahren und sieht darin große Chancen für die Stadt.

Doch die Stimmung unter den Kaufleuten ist geteilt. "Das Bild ist sehr gemischt. Schmuckhändler zum Beispiel sind wenig begeistert", so der Vorsitzende. Es werde von Laden zu Laden unterschiedlich sein, ob und wann geshoppt werden kann. Das bedeute: Anarchie in der Innenstadt. Um dem entgegen zu wirken, planen die AAS-Straßensprecher nach den Sommerferien eine Umfrage unter den Einzelhändlern samt anschließender Abstimmung.

Die Zeit drängt, denn nur bis Ende April kommenden Jahres gilt Stade noch als Erholungsort. Das dämpft erneut die Freude bei Drusell: "Bis dahin werden wir keine Einigkeit hinbekommen, auch wenn es unser Ziel ist." Er setzt sich für verbürgte Öffnungszeiten ein, damit Kunden Verlässlichkeit hätten.

Zumindest bis Mai, denn danach wird Stade wohl kein Erholungsort mehr sein wird. "Es ist fraglich, ob wir einen Folgeantrag stellen", so Dirk Kraska, Erster Stadtrat. Die Chancen auf Erfolg seien eher gering.

Und es gibt noch weitere offene Fragen. Die Grenzen des erlaubten Sortiments sind schwammig. Zulässig sind Waren für den täglichen Bedarf, Bekleidung, Schmuck sowie Artikel, die für Stade kennzeichnend sind. "Hier die Grenzen zu ziehen, wird schwierig", sagt Kraska. Vieles sei Ermessen. Zudem fürchtet er eine Neiddebatte, weil nur die Innenstadtläden öffnen dürfen. Schließlich gehören zum Erholungsort nur die Innenstadt, Schwingewiesen und der Schwarze Berg.