Ein Projektentwickler will die Immobilie kaufen und umbauen. Die Untermieter blicken jedoch in eine ungewisse Zukunft.

Stade. Gute Nachrichten für die Stader Innenstadt: Noch in diesem Monat könnte sich die Zukunft des Kaufhauses am Pferdemarkt entscheiden. Ein Investor und Projektentwickler aus Norddeutschland will die Immobilie kaufen, so Christoph Meyer von der Geschäftsleitung der Berliner Maklerfirma "BNP Paribas Real Estate". BNP ist für den Verkauf des Gebäudes, das dem niederländisch-englischen Unternehmen Dawnay-Day gehört, verantwortlich.

"Wir verhandeln derzeit ausschließlich mit dem Investor, der sich nur für die Stader Hertie-Filiale interessiert", sagt Meyer. Und das, obwohl es mehrere Interessenten gebe. Bis Ende Juli soll der Kaufvertrag abgeschlossen werden. Dann wird auch die Hertie-Filiale ihre Türen endgültig schließen (das Abendblatt berichtete).

Ein langer Leerstand des Gebäudes mit rund 7500 Quadratmetern Verkaufsfläche soll verhindert werden, so sieht es auch die Stadtverwaltung vor. "Das ist unser größtes Ziel", sagt Thomas Friedrichs, Stades Wirtschaftsförderer. Sollte der Kaufvertrag in wenigen Wochen unterzeichnet werden, könnten bereits nach etwa zwei Monaten die Umbauarbeiten beginnen.

"Der Investor plant eine Einkaufsgalerie mit mehreren Einzelhandelsgeschäften", sagt Meyer. Wenn die Baumaßnahmen zügig umgesetzt werden würden, könnte nach zwei weiteren Monaten die Einkaufsgalerie eröffnen. Das bedeutet: Wenn alles nach Plan läuft, könnten die Stader bereits im Dezember ihre Weihnachtsgeschenke in der neuen Galerie kaufen.

Das Stader Kaufhaus Hertie, das es bereits seit 1976 gibt, schließt endgültig Ende Juli oder Anfang August. "Der genaue Termin hängt vom Räumungsverkauf ab", sagt Geschäftleiter Rüdiger Müller. Vergangene Woche habe der Ausverkauf erfolgreich begonnen. Die 61 Angestellten bekämen in den kommenden Tagen ihre Kündigungen. Sie sind von Oktober an arbeitslos. Die vier Auszubildenden blicken in eine sicherere Zukunft: Sie werden vom Buxtehuder Kaufhaus Stackmann übernommen und können dort ihre Lehre beenden.

Fünf der sechs Untermieter von Hertie wissen hingegen noch nicht, wie es weitergeht. Lediglich das "Neckermann"-Reisebüro hat neue Räume in der Stader Innenstadt gefunden. Anders sieht es beim Drogeriemarkt "Budnikowsky" aus. "Wir würden gerne in dem Gebäude bleiben, auch wenn Hertie zumacht", sagt Filialleiterin Cindy Kleist. Der Drogeriemarkt könne erst im März kommenden Jahres ein anderes Geschäft an der Stader Holzstraße beziehen. "Zur Not verkaufen wir bis dahin in einem Container", so Kleist.

Das will die Stadtverwaltung jedoch verhindern, sagt Wirtschaftsförderer Friedrichs: "Das wäre der schlimmste Fall. Wir setzen uns dafür ein, dass die Untermieter auch ohne Hertie weiter öffnen können." Daher habe die Stadt einen Brief samt Appell an die Immobilienfirma BNP geschickt.

Das werde derzeit geprüft, so Immobilienmakler Meyer. Die Möglichkeit sei interessant, weil der künftige Eigentümer Mieteneinnahmen erzielen könnte. Und auch bei dem Umbau des Gebäudes zur Einkaufsgalerie sollen die jetzigen Untermieter berücksichtigt werden.

Interessenten gibt es bereits. Rainer Bensch von der Parfümerie "Jasmin Nadine" hat eine seiner sieben Filialen bei Hertie in Stade und würde gerne weiterhin in der Hansestadt präsent sein. Alternative Geschäftsräume habe er bisher nicht gefunden. "Ich habe daher gestern meinen drei Mitarbeitern kündigen müssen", sagt Bensch, der an einem Geschäft in der Einkaufsgalerie interessiert sei.

Entlassungen stehen bei dem Friseursalon "Essanelle" derzeit noch nicht an. Allerdings seien die nicht auszuschließen, sagt Betriebsmanagerin Mona Schwade, die sieben Mitarbeiter beschäftigt: "Die Zukunft ist noch völlig offen."