Der Kirchenkreis findet, der Platz erinnere an germanische Thingstätten. Bei der Eröffnung trugen weiß gekleidete Menschen Fackeln.

Buxtehude. Schon wieder geraten die Stadt Buxtehude und ihr Bürgermeister Jürgen Badur wegen ihres vermeintlich laxen Umgangs mit Themen am politisch rechten Rand öffentlich in die Kritik. Nun sorgt ein Kunstwerk für Gesprächsstoff: Es ist ein Zwölf-Meter-Steinkreis, der die Beteiligten in zwei Lager spaltet.

Auf der einen Seite stehen Stadt und Künstler, die den Ruheplatz auf dem Waldfriedhof gemeinsam planten. Auf der anderen Seite positioniert sich der Kirchenkreis, der christliche Symbole vermisst und eine frühzeitige Einbindung in die Planung des Kunstwerks gewollt hätte. Zudem fürchtet die evangelisch-lutherische Glaubensgemeinschaft, dass durch den kreisrunden, steinernen Bau Anklänge germanischer Religiosität gefördert werden. Anders formuliert: Die Kirche glaubt, das neue Kunstwerk könnte Rechtsextreme anziehen.

Zum Hintergrund: Der Künstler Frank Rosenzweig erhielt den Auftrag von der Stadt, einen Ruheplatz auf dem Waldfriedhof zu schaffen. Direkt gegenüber der Kapelle sollte ein Areal entstehen, dass würdevoll und offen erscheint. "Es sollte ein Platz der Ruhe, der Stille - ein Platz zum Kraftschöpfen werden", sagt der 46-jährige Künstler.

Mit dieser Zielstellung machte sich Frank Rosenzweig an die Arbeit, modellierte einen kreisrunden Gang aus Stein. In der Mitte plätschert ein Steinbrunnen, flankiert wird das Rondell von 19 kleinen und zwei großen Stehlen. Dieser "Lebenskreis", wie ihn der Künstler nennt, sei als Metapher auf das Leben und seine Vergänglichkeit zu verstehen. Aus Sicht des Kirchenkreises Buxtehude kam es allerdings während der Eröffnungszeremonie zu missverständlichen Aussagen und Gesten. Die Geistlichen nehmen Anstoß an der "Licht-Performance", bei der "Fackeln von weiß gekleideten Personen getragen wurden". Außerdem kritisiert der Kirchenkreis, dass bei der Gestaltung des Platzes "bewusst auf christliche Symbolik verzichtet wurde". Stattdessen erinnere der Platz an "germanische Thingplätze". Überdies waren die Pfarrämter "irritiert, dass im Vorfeld kein Gespräch mit den Kirchen" stattgefunden habe. Es sei nach Auffassung der Kirche "unverständlich, warum sich die Stadt ausdrücklich vom Christentum distanziert. Die Pfarrämter sahen die Gefahr, dass die Stadt "einen Ort schafft, der sich dazu eignet, religiösen Bodensatz für rechtsextremistisches Gedankengut bereit zu stellen." Superintendent Helmut Blanke wünschte sich ein klärendes Gespräch mit der Stadt.

Buxtehudes Bürgermeister Jürgen Badur sagt zu diesem Disput: "Es handelt sich um eine unnötig aufgeworfene Diskussion." Dennoch sei er zu einem Grundsatzgespräch bereit. Vorab widersprach er aber der fehlenden Einbindung der Kirche. Denn zum einen habe die Stadt die Pfarrämter zur Eröffnungsfeier eingeladen, "mehr Einbindung kann es nicht geben." Zum anderen sei weder bewusst auf christliche Symbolik verzichtet, noch sei während der Eröffnung auf germanische Riten oder Thingplätze Bezug genommen worden. Im Gegenteil: Die Eröffnungsveranstaltung sei durch das von einer Sängerin vorgetragene "Ave Maria" beschlossen worden. Richtig und wichtig sei indes, dass der Platz für alle Konfessionen offen steht.

Im Übrigen handele es sich beim Waldfriedhof um ein städtisches Areal, deshalb sei die Absprache zwischen Stadt und Künstler vorrangig gewesen.

Superintendent Helmut Blanke geht es mittlerweile auch weniger um die Interpretation des Kunstwerkes. Vielmehr drängt er auf eine Klärung der offenen Fragen zwischen Stadt und Kirche. "Unser Anliegen ist ein würdevoller Umgang mit religiösen Fragen. Deshalb wäre es hilfreich gewesen, wenn die Stadt vorher mit uns gesprochen hätte. Das hätte uns Irritationen erspart."

Dieses Gespräch soll nun erfolgen. Allerdings erst im August. Stadt und Kirchenkreis wollen sich an einen Tisch setzen und die "Restirritationen", wie sie Jürgen Badur nannte, ausräumen. Derweil gab es bereits ein Treffen zwischen Superintendent und Künstler. "Es ist positiv verlaufen", versichert Blanke. Und auch Frank Rosenzweig sagt: " Ich denke, mittlerweile herrscht Konsens."

Wie sich herausstellte, seien Kommunikationsprobleme Grundlage der Missverständnisse gewesen. So meint der Künstler, dass es weniger Irritationen gegeben hätte, wären alle Beteiligten vorher aufeinander zugegangen. "Ich für meinen Teil habe einfach nicht daran gedacht", so Rosenzweig. Letztlich sei die Stadt sein Auftraggeber gewesen. Und im Grundsatz, so der Künstler, wollte er keinesfalls "bewusst" auf christliche Symbolik" verzichten, sondern lediglich "vordergründige christliche Symbolik" vermeiden."