15 bis 20 Prozent der Ratssuchenden in den Suchtberatungsstellen sind Jugendliche und junge Erwachsene.

Stade

Immer mehr junge Alkoholkranke, immer mehr junge Komasäufer - auch der Kreis Stade liegt im bundesweiten Negativ-Trend. Für Uwe Merckens, Abteilungsleiter beim Verein für Sozialmedizin, und die geschäftsführende Vereinsvorsitzende Susanne Frost steht fest: eine Aufklärung über die "gesellschaftsfähige Droge Alkohol" ist heutzutage dringlicher denn je. In den vergangenen Jahren sei die Zahl der jungen Alkoholabhängigen in der Region "spürbar" gestiegen. Frost schätzt, dass von den 450 Ratssuchenden, die im Vorjahr die Fachstellen für Sucht und Suchtprävention im Kreis aufgesucht haben, "15 bis 20 Prozent" Jugendliche und junge Erwachsene waren. Um den verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol geht es denn auch bei der bundesweiten Aktionswoche (13. bis 21. Juni) unter dem Motto "Alkohol? Kenn dein Limit", an der sich der Verein für Sozialmedizin und der Diakonieverband Buxtehude-Stade beteiligen.

Häufig griffen Jugendliche mit schweren Persönlichkeitsstörungen zur Flasche, deren Eltern alkoholabhängig sind oder die keine Perspektive haben, etwa weil sie keinen Job kriegen. Susanne Frost: "Es gibt immer mehr Jugendliche, die extrem viel trinken." Laut Statistik hat jeder fünfte Jugendliche einmal im Monat einen Vollrausch.

Dabei wirke sich Alkoholmissbrauch vor allem bei jüngeren Menschen fatal aus. Das Enzym, das der Körper zum Abbau des Alkohols benötigt, wird erst dann gebildet, wenn der Alkoholspiegel öfter oder über einen längeren Zeitraum über 0,5 Promille steigt. Trinken Jugendliche exzessiv, schnellt der Alkoholspiegel abrupt in die Höhe. Das kann zu Vergiftungen, Bewusstlosigkeit, im schlimmsten Fall sogar zum Tod führen. Allein 2008 landeten bundesweit 23 000 Kinder und Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus.

Nicht nur das: Der junge Körper zeige bereits nach ein bis zwei Jahren chronische Vergiftungserscheinungen, zum Beispiel Leber-, Hirn- und Nierenschäden, so Merckens.

Die Aktionswoche startet heute vor dem Alten Rathaus. 18 Selbsthilfegruppen aus dem Landkreis informieren dort von zehn Uhr an über die Gefahren des Alkoholmissbrauchs. Am Dienstag wird die Aktion mit einer Theateraufführung, Titel "Flasche leer", in der Aula der Realschule am Hohenwedel von 11.45 Uhr an fortgesetzt. Ebenfalls ab Dienstag liegen in mehreren Großkantinen in der Region Fragebögen aus. Damit können die Teilnehmer überprüfen, ob und in welchem Maße sie suchtgefährdet sind. Bis Mittwoch, 17. Juni, ist in der Aula der Realschule am Hohenwedel eine Ausstellung niedersächsischer und russischer Jugendliche zu sehen, die auf Postern ihre Gedanken zum Thema Alkoholsucht verbildlicht haben. Die lokale Aktionswoche endet am Mittwoch mit einer Podiumsdiskussion im Pastor-Behrens-Haus, Ritterstraße 15. Die Diskussion unter dem Motto "Stade am Limit" beginnt um 19 Uhr.