Gemeinsamer Unterricht hat sich bewährt. Andere Gemeinden wollen dem Beispiel folgen, um ihren Lernstandort zu sichern.

Apensen

Deutschlandweit wird derzeit nach Wegen gesucht, mit den drastisch zurückgehenden Zahlen von Hauptschülern fertig zu werden. Waren 2003 noch 23 Prozent aller Fünftklässler in Niedersachsen Hauptschüler, so waren es vier Jahre später nur noch 13 Prozent. An Buxtehuder Hauptschulen ist allein ein Rückgang von 300 auf 200 Schüler in den vergangenen Jahren zu verzeichnen. Überregional nimmt daher auch die Aufmerksamkeit des "Apensener Konzepts" zu. In der Samtgemeinde existiert seit dem 9. August 2001 eine kombinierte Haupt- und Realschule an der Straße "Soltacker 5". Es ist die zweite Lernstätte dieser Art im Kreis Stade - neben einer gemeinsamen Haupt- und Realschule in Freiburg an der Elbe.

Genau deshalb veranstaltete der Schul- und Kulturausschuss des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes kürzlich seine erste Sitzung des laufenden Jahres in Apensen. Die Mitglieder informierten sich vor Ort über die Vorzüge der dortigen Schulform. Schulleiter Günter Bruns referierte über die "durchlässige Schule", in der mit Haupt- und Realschule zwei Schulformen existieren. Formal gehen die Jugendlichen entweder zur Haupt- oder Realschule, doch im Unterrichtsalltag verschwinden die Grenzen.

So finden mit Ausnahme der Hauptfächer Deutsch, Mathematik und Englisch schulformübergreifende Unterrichtseinheiten im fünften bis siebten Jahrgang statt. Hauptschüler können an Klassenarbeiten teilnehmen, die für Realschüler konzipiert sind - und sie können unbürokratisch sowie ohne Ortswechseldeutlich schneller zur Realschule wechseln als woanders. "Aus meiner Sicht klappt die gemeinsame Haupt- und Realschule in Apensen hervorragend", so Peter Sommer, Bürgermeister der Samtgemeinde Apensen.

Nach Abschluss ihrer Schulzeit erhalten die Jugendlichen in Apensen entweder ein Zeugnis der Haupt- oder der Realschule, wobei bei Hauptschülern Leistungen, die mit Realschul-Anforderungen erbracht werden, im Zeugnis Berücksichtigung finden. Bruns: "Wir konnten Vorbehalte von Eltern der Realschüler, dass sie an unserer Schule unterfordert wären, entkräften. Schließlich haben Untersuchungen ergeben, dass bei unseren Realschülern kein Leistungsabfall zu erkennen ist."

Meinhard Abel, Referent des niedersächsischen Schul- und Kulturausschusses, bestätigt die Problematik der rückläufigen Zahl von Hauptschülern und spricht von einem "ernsten Problem". Nach dem Vortrag von Bruns fasst Abel zusammen: "Das Modell aus Apensen ist eine Möglichkeit, wie Haupt- und Realschulen lebensfähig bleiben können." Er erhält nach eigener Aussage regelmäßig Anrufe von Gemeindevertretern, die sich nach Möglichkeiten erkundigen, wie Haupt- und Realschule trotz rückläufiger Schülerzahlen weiterhin bestehen können. Daher sei das "Apensener Konzept" ein gutes Modell.

Auch Bruns reist oft durch den Kreis Stade und berichtet von seiner Schulform. Aktuell überlegen daher Schulen in Oldendorf und Fredenbeck, ob sie das "Apensener Konzept" bei sich übertragen können. Himmelpforten hat bereits einen Antrag bei der Schulbehörde des Kreises gestellt, eine kombinierte Haupt- und Realschule einzuführen. Die Zahlen von Hauptschülern unterstreichen den Apensener Erfolg. Lernten 111 Hauptschüler im Schuljahr 2005/06 in Apensen, sind es aktuell noch 95. Der leichte Rückgang erklärt sich aus dem geburtenschwachen Jahrgang, der seit Sommer 2008 die fünfte Klasse stellt. Schließlich ging auch die Anzahl der Realschüler in Apensen von 306 (2007/08) auf momentan 274 zurück.

Insgesamt teilen sich die Jugendlichen am Schulzentrum Apensen seit Jahren kontinuierlich in ein Viertel Haupt- und drei Viertel Realschüler auf. Für die insgesamt 369 Schüler der kombinierten Haupt- und Realschule steht ein Kollegium mit 30 Lehrern zur Verfügung.