Er soll den Nachbrenner zünden auf den letzten Metern und Gesa Abel, die Europa-Kandidatin der CDU, mit bundespolitischer Schubkraft über die Ziellinie bringen.

Stade

Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), seit gut 100 Tagen Wirtschaftsminister und auf Platz sechs der beliebtesten Politiker Deutschlands, soll am Mittwoch noch mal richtig Dampf machen vor der Europawahl. 37 Jahre ist er alt, jung also, und "der einzige Popstar in der Politik", wie Gesa Abel findet.

Zu Guttenberg, begleitet von der CDU-Bundestagsabgeordneten Martina Krogmann, trifft mit 45-minütiger Verspätung im Stadeum ein. Donnernder Applaus, als der Hoffnungsträger der Konservativen ans Podest tritt. Dass Guttenberg gerade mit seinem Konzept einer geordneten Opel-Insolvenz gescheitert ist, merkt man ihm nicht an. Er wirkt gut gelaunt, macht sich und die 750 Besucher gleich zu Beginn mit ein paar Bayern-Bonmots locker. "Ich bin ja gespannt, was er über eine Staatshilfe für Arcandor sagt", sagt CDU-Kreisvorsitzender Hermann Krusemark.

Arcandor? Erwähnt zu Guttenberg mit keinem Wort. Lieber spricht der Oberfranke über Werte und Moral in der Politik. "Man soll die Dinge beim Namen nennen" - nur Namen nennt der Minister am Mittwoch selten. Er spricht von Opel als dem Unternehmen mit den vier Buchstaben, und als er sich zu einer Philippika gegen jene Gruppen versteigt, "die sich gierig-geifernd die aktuelle Unsicherheit" zunutze machen und sozialen Unruhen das Wort reden, meint er auch "die Frau, die sich um das höchste Amt im Staat beworben hat" - Ex-Präsidentschaftskandidatin Gesine Schwan. Er spricht von einem "Wettlauf der Kassandra-Rufe", von Leistung, die sich wieder lohnen müsse und davon, die in Ungnade gefallenen Banker und Manager nicht en bloc zu verurteilen. "Es gibt auch unter den Managern Persönlichkeiten, die Generationen im Blick haben." Nur einmal verlässt er das sichere Terrain des Andeutungshaften und wird konkreter: Gysi, Lafontaine, nun auch Müntefering - sie alle drohten die Marktwirtschaft mit der Planiermaschine überzuwalzen. Als Verlierer der Opel-Krise sieht er sich aber nicht. Er sei nach einer Risikoabwägung zu einer anderen Einschätzung gelangt. "Dafür erwarte ich mindestens Respekt."

Nach 50 Minuten gibt es Standing Ovations für den Minister. In Berlin wird sich der gehätschelte Shootingstar indes wieder mit der SPD und (anderen) Krisen befassen müssen. (dah)